Sonntag, 17. Februar 2013

Nicaragua





Nach dem Besuch der Isla Ometepe gingen wir zum ersten Mal getrennte Wege. Manuel drückte die Schulbank während Simon mit seiner Freundin die Reise durch Nicaragua fortführte. Ueber diese Reise berichtet Simon in Eigenregie während Manuel beim nächsten Blogeintrag wieder von sich hören lassen wird.

Granada
In Granada angekommen machten Natalie und ich uns auf die Suche eines Hostels. Ein aussichtsloses Unterfangen - alle Zimmer waren voll. Also stiegen für zur Ausnahme in ein richtig schönes Hotel ab.
Dann gings auf Stadtbesichtigung.

eine von vielen Kathedralen in Granada

im Hintergrund der Volcán Mombacho
Das beste am Stadtrundgang waren nicht die alten Kolonialgebäuden, sondern das Aufeinandertreffen mit Leo. Leo ist der charmanteste Reiseführer den ich kenne. Vor 15 Jahren begann er auf der Strasse Touristen aufzusuchen um ihnen seine Stadt und sein Land näher zu bringen. Mittlerweile besitzt er ein etwa 1,5 Meter breites Reisebüro, an dessen Wände Fotos vom jungen Leo auf Besuch in der Schweiz hängen. Basel, mit den grünen "Zügen" (wohl Trämmli gemeint) sei seine Lieblingsstadt. Da hatte er uns im Sack. Ohne zögern buchten wir gleich zwei Touren für die nächsten 2 Tage.
Das von Leo gratis zur Verfügung gestellte Velo wollten wir natürlich nicht ungenutzt lassen und machten uns deshalb vor der ersten geführten Tour auf zu einer "kleinen Velotour". Nach stolzen 20 km in brütender Hitze an einer Schnellstrasse und einem langen Anstieg (Hut ab vor Natalie) wurden wir mit dem wunderschönen Kratersee Apoyo, einer Hängematte am Ufer und leckerem Fisch-Gericht belohnt.

Da lacht sie noch :P

Nach Velo(tor)tour am entspannen...

...und am stärken, mit frischem Fisch aus dem See
Nach Rückfahrt im Taxi starteten wir tour numero uno:

Schwefel entweicht dem Krater des Volcán Masaya

beim Parkplatz auf der rechten Seite des Kraterrands ist letztes Jahr ein Reisecar durch einen Stein aus dem Vulkan in Flammen gesetzt worden

Der Blick vom Kraterrand

pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir den höchsten Punkt des Kraters
das obligatorische Pärliföteli auf dem Vulkan

Gleich vor Granada befinden sich auf dem See nicht weniger als 360 Inselchen. Diese entstanden vor etwa 20'000 Jahren bei einem Vulkanausbruch des nahe gelegenen Vulkans Mombacho. Viele der superreichen auf unserer Welt haben sich eine dieser Inseln ergattert um ein weiteres Ferienhaus zu bauen, für dessen Besuch sie nie Zeit haben. Ein grosser Teil der Inseln sind aber weiterhin in den Händen der Nicas.Gleich am nächten morgen trafen wir uns wieder mit Leo zur tour numero dos - Las Isletas de Granada:

einige dieser Inseln kann man auch mieten. Kostenpunkt: USD 200 / Tag / Insel

Inselbewohner auf der einzigen Fortbewegungsart. Mit dem Ruderboot gehts in die Kirche, zu Verwandten, zum Einkaufen etc.

eine von Einheimischen bewohnte Isleta

So einfach kann man Frauen eine Freude machen
Nach den zwei wunderschönen Touren verabschiedeten wir uns von Leo. Aber nicht ohne zuerst eine Postkarte und ein T-Shirt von Leo-Tours geschenkt zu bekommen. Danke Leo!!!

Leon
Von Leo nach Leon;) Nach ein paar Stunden fahrt in Minibussen befanden wir uns in der Stadt in welche alle Touristen in Nicaragua vor allem wegen etwas vorbeischauen - das Volcanoboarding. Schon davon gehört? Man nehme ein Brett, einen Vulkan mit aschebeladenen Hängen und schlittle mit bis zu 90 km/h den steilen Hang hinunter. Die Extremsportart ist nur auf dem Vulkan Cerro Negro nahe Leon möglich und wurde von CNN zur Nummer 2 auf der "Thrill-Seekers-Bucketlist" gewählt.

der Aufstieg auf den Vulkan mit dem treffenden Namen Cerro Negro (schwarzer Hügel)

den Berg bestiegen

bereit für die Show

Nicht Fasnacht, sondern Volcanoboarding!!!

in 45 Sekunden mit Topgeschwindigkeit 69 km/h = Tagesrekord :)

DAS ist meine Chica: mit 48 km/h die schnellste Frau des Tages
das Speed-Team, schnellster Mann und schnellste Frau heil im Ziel
neben dem Action gibt es in Leon auch viel Geschichte. Es blieb Zeit für einen Besuch der grössten Kathedrale in Lateinamerika.

auf dem Dach der Kathedrale von Leon
Bluefields
Nach den Besuchen der Kolonialstädte entschieden wir uns kurzerhand einen komplett anderen Teil Nicaraguas zu erforschen. Nämlich die abgelegene und schwer zugängliche Karibikküste. Um an einem Tag die Reise quer durchs Land zu bewältigen reisten wir morgens um 5 ab. Nach 1,5 Stunden Minibuss, 2 Stunden Taxi, 5 Stunden Bus im Schrittempo und 1,5 Stunden Schnellboot auf dem Rio Escondido kamen wir in Bluefields an der Karibik an. Eine stinkende, schmutzige, hässliche Stadt, die wir am nächsten Morgen gleich wieder verliessen für unser eigentliches Ziel - die Perlenlagune.

Fahrt auf dem malerischen Rio Escondido von Rama nach Bluefields

Laguna de Perlas
Kurz vorweggenommen - die lange Anfahrt hatte sich gelohnt. Diese Ortschaft ist total anders als das restliche Nicaragua, aber gehört genau so dazu, so wie die "Welschen" zur Schweiz gehören. Die wunderschöne Natur, die gemütliche Lebensart und das friedliche Zusammenleben trotz der Völkermischung haben uns total fasziniert.
An der Karibikküste leben vier verschiedene Völker:
- Die Mestizos (europäisches und indigenes Blut gemischt, Muttersprache Spanisch)
- die Miskitos (Indigenes Volk von der Karibikküste, welches ihre eigene Sprache spricht und ich auch ein paar Wörter aufgeschnappt habe: Nagisma = Wie geht es dir?; Tutniamni = Guten Abend; Peinsna = sehr gut)
- die Kreolen (aus Amerika oder bei Schiffbrüchen in der Karibik entflohene afrikanische Sklaven. Sprechen ein englisch basiertes Kreol, welche aber fast unmöglich ist zu verstehen und klingt, wie wenn Gangstarrapper miteinander sprechen)
- die Garífuna (eine Verschmelzung von entflohener westafrikanischer Sklaven mit Kariben, welche auf Karibikinseln lebten und später übersetzten an die nicaraguanische Karibikküste)

Die Fahrt von Bluefields nach Laguna de Perlas ist, wie solls auch anders sein, nur mit dem Boot möglich. Auf der Fahrt trafen wir auf ein deutsches Paar, welches wir sofort so symphatisch fanden, dass wir beschlossen, die Zeit in Laguna de Perlas gemeinsam zu verbringen.
mit dem Speedboot und unseren deutschen Freunden auf dem Weg nach Laguna de Perlas
Nebst einem Baseballgame mit lauter besoffener und gröllenden Zuschauern, unternahmen wir zwei Ausflüge:

Pearl Keys
Wir buchten mit unseren deutschen Freunden eine private Tour. Diese war mit USD 50.- p/P meine bisher mit Abstand teuerste Tour, doch warscheinlich auch die schönste. Ich lasse die Fotos weitererzählen...

wir fahren vorbei an Fischerbooten in der Lagune

Ganz unkompliziert kauft Führer Agusto einem Fischer Shrimps als Köder fürs Angeln ab

die erste Insel die wir ansteuern

unsere zweite Insel

wie auf der Postkarte

Reisefuehrer Charles säubert die gemeinsam geangelten Fische. Zwei Red Snapper und einer dieser grauen Fische gehen auf mein Konto :)

aus den frischen Fischen zaubert Charles einen köstlichen Eintopf

zeit zum entspannen in der Hängematte

da will man nicht wieder weg, aber leider hatte auch dieser Ausflug ein Ende
Awas
der zweite Ausflug führte zu Fuss zu einem Miskitodorf mit dem Namen "Awas"

der Weg zum 30 min entlegenen Miskito-Dorf Awas 
wozu ein schönes Haus bauen wenn man sowieso den ganzen Tag unter der Palme verbringt? :P

alle wollen vom grossen weissen Mann in die Luft katapultiert werden
da will man gleich wieder ein Kind sein

 vier Buebe

von mir und Natalie einstimmig zum Süssesten von allen erklärt 

Während wir mit den Kindern spielten legte ein beladenes Boot an. Als wir uns näherten mussten wir mit entsetzen feststellen, dass unter Palmenblättern sich bestimmt ein Dutzend Schildkröten befanden. Diese werden gefangen, lebend an den Flossen zusammengebunden und anschliessend am Schwarzmarkt für USD 80.- pro Tier verkauft. Und dies obwohl diese Schildkrötenart vom Aussterben bedroht ist und es verboten ist diese Tiere zu jagen.

Die Schildkröten liegen kreuz und quer übereinander



Damit die Schildkröten sich nicht bewegen können werden die vorderen mit den hinteren Flossen zusammengebunden

So verliessen wir Awas mit zwiespältigen Gefühlen und kehrten zurück in unsere familiäre und preiswerte Unterkunft in Laguna de Perlas: Miss Ingrids Place (das Doppelzimmer mit Bad für USD 8.-).

Am nächsten morgen traten wir die Reise zurück ins Landesinnere an. Wir entschieden uns anstelle des Wasserweges den einzigen Bus um 5 Uhr morgens über eine Landstrasse zur nächsten Stadt zu nehmen. Für die 80 km brauchte der Bus sage und schreibe 5 Stunden. Weiter ging es mit 2 weiteren Bussen und einer 3-stündigen Bootsfahrt zu unserem letzten Ziel in Nicaragua - El Castillo am Rio San Juan.

El Castillo
In ganz Nicaragua ist man stolz auf seinen Fluss namens Rio San Juan. Der Fluss verbindet die Karibik mit dem  Lago de Nicaragua, an dem Granada liegt. Ausserdem wurde lange Zeit über eine Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik via dem Fluss Rio San Juan, dem Nicaraguasee und einem Kanal nachgedacht. Diese strategisch wichtige Verbindung versuchten die spanischen Kolonien im 17. Jahrhundert bei El Castillo zu verteidigen vor Piraten und anderen Kolonialmächten. Deshalb errichteten sie an einer übersichtlichen Stelle am Flussufer ein Schloss.

das Boot nach El Castillo mit 70 Sitzplaetzen

El Castillo, unten die Siedlung, auf dem Hügel das Schloss, welche unerwünschte Eindringlinge fernhalten sollte
Schloss "El Castillo", Baujahr 1675

das Schloss fuer uns alleine

der Blick vom Schloss auf den Río San Juan
der Ort bietet guten Zugang zum Naturschutzpark "Reserva Indio Maiz", der Dschungel von Nicaragua. Wir fragten ein wenig herum im Dorf und konnten uns so mit anderen Reisenden zusammenschliessen um die Kosten für Touren zu teilen.

Am selben Abend wagten wir uns nach Sonnenuntergang auf den Fluss für eine Kaymanbesichtigung.

ein junger Basilisk

6 Monate alter Kayman

am nächsten morgen bereits der nächste Ausflug. Mit Stiefeln und Insektenspray bewaffnet drangen wir in den Djungel vor. Der Weg schlammig, die Luft heiss und feucht. Dafür bekamen wir Affen, ein Faultier und giftige Frösche zu Gesicht. Und anschliessend hatten wir die Gelegenheit ein erfrischendes Bad in einem sauberen Flussbecken zu nehmen.

die USD 1 für die Stiefel waren die Investition wert

hier begann unsere 4-stündige Wanderung

gefährliche Tiere und giftige Pflanzen - Natalie zeigt sich unbeindruckt

links der "Wanderbaum". Er schlägt dort neue Wurzeln wo es viel Licht giebt

Affe bei einer Flussüberquerung
Die Abfahrt von El Castillo war wieder einmal unmenschlich früh: 5:20 Uhr. Auch dieses Mal schafften wir es in einem Tag an unser Ziel zu kommen. Via Boot verliessen wir Nicaragua und trafen bei Dunkelheit in Alajuela am internationalen Flughafen von Costa Rica ein. Nach einem Tag Souvenir-Shopping war es dann Zeit für Natalie wieder zurückzukehren in die kalte Schweiz.

Nicaragua hat uns sehr beindruckt. Die Einwohner leben im ärmsten Land von Zentralamerika und sind trotzdem (oder genau desswegen) die Glücklichsten. Auch die Sicherheit soll vorbildlich sein.
Zusammengefasst also: Das Land ist kostengünstig, sicher, freundlich und bietet alles was es in Zentralamerika zu sehen gibt: malerische Flüsse, Vulkane, Karibikinseln, Surfstrände, Seen, Kolonialstädte und Dschungel.
Ein echter Geheimtipp also!