Freitag, 20. September 2013

USA

Szenenwechsel: von Backpacker-Hostels zu amerikanischen Einfamilienhäusern.
Premiere: Wie wir uns bei unserem ersten  Marathon schlugen.



Salt Lake City, Utah
Am 3. Juni verliessen wir die Südhalbkugel nach Salt Lake City, Utah, zu Simons aussergewöhnlicher Verwandtschaft. Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen und deren Kinder zählen an die 100. Praktisch alle gehören der Kirche Jesu Christi der heiligen der letzten Tage, auch bekannt als Mormonen, an, setzen viel Wert auf eine grosse und intakte Familie und haben alle ein riesen grosses Herz, in welches auch Manuel wie ein Familienmitglied geschlossen wurde.
Während 2 Wochen wurden wir beherbergt, unterhalten, bekocht, oder besser gesprochen gemästet, und umworben.
Für einmal mussten wir uns nicht mit Fahrplänen, Hostelpreisen etc umeinanderschlagen, sondern konnten wie normale, zivilisierte, sesshafte Leute mit dem (geborgten) Auto einkaufen gehen, uns aus dem Kühlschrank bedienen, warm duschen und DVDs gucken. So zu sagen Ferien vom Reisen.
Thanks Merrell Family!!!

Special thanks to:

The Mooneys
Zeigten uns den amerikanischen Lifestyle mit "Smores" und "Slurpies", waren unsere grosszügigen Sponsoren des Campingtrips nach Kanada und diverser Flüge in den Staaten.


Roy, Shanna, Shaleece and Taylor Merrell
Waren so zusagen unsere local Guides zu den Sehenswürdigkeiten Shopping, deftig essen und Unterhaltung;)

Bei Familientreffen und weiteren Einladungen konnten wir den Rest der Verwandtschaft treffen, von den Kleinsten bis zu den Weisesten.



Simons Cousins Leidenschaft ist Lacrosse
Wir müssen hier eingestehen, der Stopp in Salt Lake war natürlich nicht Zufall, sondern clever geplant. Denn so konnten wir nicht nur all diese tollen Leute sehen und kennelernen, sondern uns auch das Camping Equipment leihen statt kaufen und ein Auto borgen statt teuer zu mieten.
Und uns für einen Marathon anmelden...

Simons Marathon
42.7 km. Diese unmenschliche Distanz zu laufen war eine riesige unvergessliche Erfahrung für Geist und Körper. Egal wie viel man trainiert, ein Marathon ist ein bitterer mentaler Kamp. Der Sieg und der Stolz ist dafür umso grösser. Ich bin am 8. Juni 2013 den Utah Valley Marathon in 3 Stunden 50 min gelaufen.

Die Vorbereitung
Ist unverzichtbar. Sobald ich den Entscheid gefällt und mich angemeldet hatte für das Rennen, trainierte ich während den knapp 3 Monaten 4 mal die Woche. Auf der einen Seite war dies einfach, denn ich hatte beim Reisen ja keine Verpflichtungen und daher soviel Zeit wie ich wollte. Andererseits waren die Trainingsbedingungen etwas...naja...umständlich. In Städten wie Lima oder Rio de Janeiro musste ich zuerst einen Park suchen, im Dschungel in Bolivien war die einzige Strasse der Fluss, im Altiplano Boliviens auf 4000 m.ü.M. blib mir schon beim gehen der Atem weg und als ich beim Runden joggen meine Jacke über eine Parkbank legte, war sie bei der nächsten Runde schon weg.
Trotz diesen schwierigen Umständen habe ich aber fast immer einen Weg gefunden und bin so etwa 450 km als Vorbereitung gejoggt.

Das Rennen
Ich war nervös. Hatte ich genug trainiert? Welches Tempo soll ich laufen? Wann soll ich trinken und essen? Was soll ich überhaupt essen? Und wieviel?
Aber als ich beim Start mich mit den Tausenden anderen Läufern eingereiht hatte und die Euphorie und das kollektive Gefühl spürte, die ganze Horde klatschte und begann zu laufen, war diese ganze Nervosität wie weggeblasen und wich einer Begeisterung und Gänsehaut. Die ersten Kilometer fühlten sich gar so unfassbar leicht an, dass ich kurzerhand das Tempo erhöhte, was sich als grossen Fehler herausstellen sollte...



Ich konzentrierte mich auf Flüssigkeit und Energiezufuhr. Das ist gar nicht so einfach: zu viel und du bekommst Seitenstechen, zu wenig und dir geht schnell die Kraft verloren.
Ich fand den Mittelweg und hielt mich gut bis Kilometer 35. Das war das weiteste, dass ich im Training je gelaufen hatte. Das ist der Punkt an dem der Schmerz einsetzt. Der Körper kennt diese Distanz nicht, der Kopf sagt dir es ist ungesund weiterzulaufen und versucht dich zum stehen bleiben zu überreden. Bei kleinen Steigungen musste ich unter anderen, so sehr es mich im stolz auch verletzte, Frauen und Grauhaarige an mir vorbei ziehen lassen. Als ich sie bei Abfahrten nicht mehr einholen konnte, brach mein Rythmus und mein Tempo zusammen. Es blieben 8 Kilometer zu laufen. Das Leiden begann. Mit Krämpfen schlich ich die lange heisse Gerade in der Stadt Provo in Utah Richtung Ziel. Einen Kilometer vor dem Ziel rief ich aber irgendwoher nochmals Energiereserven hervor. Als Manuel mich auf der Zielgerade empfieng und ins Ziel puschte, reichte es sogar noch für einen Schlussspurt.


Es war vollbracht! Das schöne Gefühl der Erleichterung setzte ein. Pain you enjoy - das Motto des Marathons hätte nicht passender sein können.



Manuels Halbmarathon


Zu unmenschlich früher Stunde klingelt in 'unserem' Trailer in Utah der Wecker. Doch die Vorfreude auf den Halbmarathon übertrifft meine Müdigkeit bei weitem. Der Tag ist endlich gekommen - heute wird sich zeigen, ob sich das ganze Training auf Reisen ausbezahlt hat. Als ich mit Simon zum Marathongelände nach Provo fahre, gehen mir nochmals die teilweise nicht ganz optimalen, teilweise aber auch wunderbaren Trainingverhältnisse durch den Kopf. Etwa in Bolivien bei extremer Luftfeuchtigkeit im Dschungel oder nach Luft ringend auf knapp 4000 Metern Höhe in La Paz. Im Gegensatz dazu perfekte Bedingungen wie zum Beispiel mit Onkel Anabolika und Tante Silikon an der Copacabana in Rio de Janeiro. Langeweile beim Training kam definitv nie auf!

So wünschen wir einander mit einer männlichen Umarmung viel Glück. Für mich gehts mit dem Shuttle Richtung Startgelände des Halbmarathons, Hardcore-Simon gibt sich derweil die volle Dröhnung auf den 42 Kilometern. Im Bus zeigt sich bereits das Bunt gemischte Teilnehmerfeld. Da vorne der durchtrainierter Spitzensportler mit aerodynamischem Olympia-Kurzhaarschnitt, da hinten die Mama, für die der Marathon nach einer McDonalds-Diät wohl noch ein wenig zu früh kommt, und neben mir ein Mann mit dem Atem einer Lokomotive, der es mit seinen geschätzten 80 Jahren nochmals allen so richtig zeigen will. Dementsprechend sind auch die kurzen Gespräche vor den kleinen Feuerstellen im Startraum sehr interessant. Schlussendlich haben alle eine andere Motivation, eine andere Geschichte, jeder aber das gleiche Ziel. Und dieses Ziel kommt immer wie näher. Langsam wirds ernst und ich suche meinen sogenannten Pace-Maker. Laut meinem treuen Wegbegleiter, dem Asics-Trainingsplan, sollte ich die rund 21 Kilometer in 1 Stunde 55 Minuten rennen. Ich gebe meinen kleinen Rucksack ab und gehe ins Getümmel Richtung Schild mit der Aufschrift 1.55. Zu meinem erstaunen hat sich Lokomotiven-Opa direkt neben mir eingereiht, weit vor mir kann ich den Kurzhaar-Spitzensportler direkt an der Startlinie sehen. Die Mama ist bereits am Start verschollen. Mein Ipod läuft, Kopfhörer in den Ohren und mein 2 Stunden Motivationsmix wartet darauf abgespielt zu werden.

Dann der Startschuss, lauter Beifall und ab gehts. Das beste eines Halbmarathons schonmal vorweg: Es gibt reichlich zu Essen und zu Trinken und zwar in regelmässigen Abständen von 1 Kilometer gefolgt von einem Festmahl im Zielgelände. Der Utah Valley Halbmarathon stellt sich aber nicht nur essenstechnisch als optimaler erster Halbmarathon für mich heraus. Das Streckenprofil ist abgesehen von einer Steigung stets ein wenig abfallend und zusätzlich im Schatten. Meine Tagesform scheint zu stimmen und ich hüpfe wie Bambi durch Utahs Tal Richtung Provo. Naja, so elegant siehts wohl nicht aus aber nach den ersten Kilometern habe ich das Gefühl, dass da noch ein wenig mehr geht. Ich entferne mich immer mehr der 1.55er Gruppe. Fortan laufe ich mein Tempo weiter und kann schon bald eine grössere Gruppe vor mir sehen. Als ich diese Gruppe ünerhole kann ich ein Typ mit dem Schild 1.50 entdecken. Dieser Anblick gibt mir dierkt nochmals einen Schub und ich lasse auch diese Gruppe hinter mir. Langsam geht es auf die letzten Kilometer und mitlerweile sehe ich wohl eher wie ein rennendes Nilpferd aus als ein junges Reh. Und so fühlte ich mich auch! Der Wille war trotzdem grösser als die Schmerzen und am Horizont konnte ich bereits die 1.45er Gruppe sehen. Ich bündle nochmal alle meine Energiereserven und durchlaufe das Ziel. Ein Blick zur Anzeige zeigt die Zeit 1.47.07.

Mit dem Resultat bin ich mehr als happy und gönne mir beim Warten auf Simon im Zielgelände das volle Programm: Früchte, Fleisch, Dessert, Massage, Eisbad! Früher oder später kann ich dann alle im Zielraum entdecken. Der Spitzensportler, den Opa und auch die Mama hats geschafft. Zwei Stunden später darf ich mit Simon nochmals durchs Ziel laufen und ihm zu seinem Marathon gratulieren.

Montag, 17. Juni 2013

Brasilien



Iguazu 
An einem etwas abgeschiedenen Ort mit Nähe zu den Wasserfällen fanden wir ein tolles Hostel mit Pool, warmen Duschen und grossem Frühstücksbuffet. Genau das Richtige nach der Marathonbussfahrt von Bolivien nach Brasilien (um das teure Flugticket zu umgehen). Nach ein paar Stunden schlaf besuchten wir gleich das Weltwunder nachdem die Stadt benannt ist. Auf einer kurzen Wanderung sieht man zuerst die Wasserfälle von weit und nähert sich dann bis direkt unter die Wasserfälle. Einfach unüberträchtlich Nassgespritzt kann man dann den Panoramalift bis über die Wasserfälle nehmen.

das ist der erste Blick den man von den Wasserfaellen erhaelt
Der Weg fuehrt bis direkt vor die Wasserfaelle
Ein Panoramalift faehrt einen zum Schluss nach oben ueber die Wasserfaelle

Im Hostel lernten wir einen Franzosen kennen, der soeben portugiesisch gelernt hatte. Mit ihm besuchten wir am darauffolgenden Tag den Itaipu-Staudamm. Auf einem anderen Fluss nur ein paar Kilometer entfernt von den Iguazu-Faellen produziert der Staudamm den gesamten Strombedarf für Paraguay und 60% des brasilianischen Bedarfs. Es ist der am meisten Strom produzierende Staudamm der Welt und ist sowohl beindruckend wie auch erschreckend. Riesige Landflaechen wurden überflutet, Dörfer zerstört und Wasserfälle begraben. Doch von all dem wird dem Besucher nichts erzählt. Stattdessen wird in Werbevideos der saubere Strom gepriesen und mit dem gigantischen Ausmas geprahlt.

Der 7235 m lange Itaipu Staudamm
Da der Fluss Iguazu die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien bildet, kann man die Wasserfälle von beiden Seiten bestaunen. Es heisst, wer genug Zeit hat muss beide Seiten besichtigen um ihre volle Schönheit zu sehen. Und Zeit ist bei uns ja eh kein Thema. Also besuchten wir am dritten Tag in Iguazu die argentinische Seite der Wasserfaelle mit unserem französischen Kumpel. Vom anderen Blickwinkel schienen die Wasserfälle noch spektakulärer zu sein.

Der Wasserfall "zwei Brueder"

Der Blick von der argentinischen Seite



Das Highlight hatten wir uns für ganz zuletzt aufgehoben: El Gargante del Diablo (Der Drachenschlund). An diesem Punkt tosen die Hälfte der gesamten Wassermengen direkt vor dem Auge 82 m in die Tiefe. WOW!!!


Der Drachenschlund
Ein paar Stunden später sassen wir zur Abwechslung wieder mal in einem Bus. 24 Stunden nach Rio de Janeiro. Ohne Buch, ohne Film, ohne Musik (da auch der Akku des Ipods leer war). Nach ein paar Stunden war uns so langweilig dass wir fast ein portugiesisches Magazin gekauft hätten. Doch dann fanden wir ein Sudoku Buch. Die Rettung. In Rio wechselten die neuen Sudokuprofis in den Bus nach Nova Friburgo.

Nova Friburgo
Eingang zum Country Club in Nova Friburgo
Park in Nova Friburgo
Nova Friburgo ist in vielen Teilen Brasiliens bekannt als die brasilianische Schweiz. Und tatsächlich erinnerte uns viel an unsere Heimat. Es herrscht ein angenehmes Klima, die Berglandschaft gleicht den Voralpen und auf den Weiden in den grünen Tälern grasen Kühe und Pferde. Sogar die Häuser und das Essen erinnern an die Schweiz. Spätestens wenn man Leute mit schweizer Nachnamen trifft weiss man, dass dies kein Zufall ist.

Denn Nova Friburgo, wie der Name verrädt, wurde von schweizer Auswanderern 1819 gegründet. Von Simon's Vater (etablierter Geschichtshistoriker in Grindel) wusste Simon, dass auch ein paar seiner Vorfahren aus seinem Dorf 1818 ihr Glück in der neuen Welt suchten. Unser Interesse war geweckt. Von dieser unglaublichen Geschichte der Kolonialisierung zeugt eine Ausstellung im Schweizer Haus.

Wilhelm Tell Statue im Hinterhof des Schweizerhauses
Das Schweizer Haus, welches Museum, Kaeserei und Restaurant zugleich ist.
Im schweizer Haus richtiger schweizer Käse und Schokolade hergestellt.
 Und im Restaurant wird Raclette, Fondue und Rösti angeboten. 
Namenstafel der Gruender im Kolonialmuseum von Nova Friburgo. Die Heggendorns sind Vorfahren von Simon.

Hier eine kleine Zusammenfassung dieser aussergewöhnlichen Geschichte:


Die Abenteuer der schweizer Auswanderer nach Brasilien

Land des Elends
Nachdem Napoleons Sturz 1815 in der Schweiz Frieden und Unabhängigkeit brachte, hoffte man auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch stattdessen brachten eine Wirtschats- und eine Nahrungsmittelkrise Hungernot und Tot.

Die Hoffnung heisst Brasilien
Hoffnung und einen Ausweg aus der Misere suchte man vor allem in zwei amerikanischen Ländern: der puritanischen Republik USA und dem katholischen Königreich Brasilien. Der katholische Kanton Freiburg sandte 1817 einen Botschater nach Rio de Janeiro um mit dem König Joao IV über eine Einwanderung von Schweizern nach Brasilien zu verhandeln.
Der König war von dem Vorschlag begeistert und unterzeichnete einen Kolonisierungsvertrag. Darin erklärte sich Brasilien bereit, die Einwanderung von 100 Familien zu finanzieren. Als Ort der ersten Kolonie entschied man sich auf ein Tal etwas nördlich von Rio auf 847 m.ü.M., das für Viehzucht und Weinbau geignet schien. Um die Schweizer zu überzeugen bot der König eine zehnjährige Steuerfreiheit und beträchtliche Subventionen während 2 Jahren. Als Zeichen des Wohlwollens taufte der König den Ort Nova Friburgo.

Siedler gesucht
In Freiburg war man froh einen Weg gegen die Ueberbevölkerung gefunden zu haben. Im ganzen Kanton liess man den Vertrag und eine Beschreibung der Region verbreiten. Man suchte Auswanderungswillige mit Sätzen wie: "Es gibt zwei Kartoffelernten im Jahr" und beflügelte die Fantasien mit Beschreibungen wie "ewiger Frühling" und "erstaunlich fruchtbares Land".
In Stuben und Wirtshaüsern hörte man immer mehr von Brasilien sprechen. Man erwog die Vorteile und mutmasste über die Gefahren des gelobten Landes. Angst empfand man insbesondere vor der Ueberfahrt , den Angriffen der Indios, der sogenannten Wilden, und der Möglichkeit, versklavt zu werden.
Doch durch die vielen Versprechungen liessen sich viele Familienvaeter und ledige Männer als Kandidaten für Brasilien anzumelden.
Auch in anderen katholischen Kantonen warb der Abgesandte nach Auswanderern. Ueberall trafen die Versprechungen auf offene Ohren. Die Nachfrage überstieg das Angebot bei weitem. So hatte dieser keine Mühe die festgelegten 2000 Personen zu erreichen. Viele Kantone nutzten die Gelegenheit um Heimatlose abzuschieben. Aber auch Aerzte, Pfarrer und Ordnungshüter gehörten zu den Auserwählten.

In Erwartung einer Reise ohne Rückkehr
In vielen Städten und Dörfern breitete sich ein seltsames Fieber aus. Die Brasilianer, wie man sie nannte, bereiteten sich au eine Reise ohne Rückkehr vor. Sie verkauften ihr Haus, ihre Grundstücke und ihr Vieh. Sie rüsteten sich mit Werkzeugen für Rodung, Gewehren für die Jagd aus und Saatgut aus.


Die Siedler winken Lebwohl in Estavayer-le-Lac

Die Ueberfahrt
Am 4. Juli 1819 legten die Boote umgeben von 6000 Zuschauern in Estavayer-le-Lac unter Kanonenschüssen ab.
Bereits während der Reise nach Holland mussten die Siedler einige Strapazen erdulden. Am 29. Juli erreichten sie das Meer in Holland, wo sie in Scheunen unter miserablen hygienischen Bedingungen untergebracht wurden. Insgesamt starben 39 Personen ohne überhaupt ein Fuss auf ein Schiff gesetzt zu haben.
Zu diesen kamen 311 weitere Tote, vor allem Kinder, bei der Ueberfahrt hinzu, was einer höheren Sterblichkeitsrate als in Sklavenschiffen entspricht. Die Schiffe waren bis zu 146 Tage auf See.


Gegen die Schlafplaetze auf diesen Schiffen waren unsere schaebigen Hostels in Lateinamerika Luxus.
In Rio angekommen wurden die Siedler herzlich empfangen. Es wurde ihnen Mut zugesprochen.
Ausgeruht ging es über Land weiter ins Gebirge, ins gelobte Land, Nova Friburgo. Allerdings waren noch viele Prüfungen zu bestehen, bevor ihr Traum tatsächlich war wurde.


Die ersten Siedler erreichen Nova Friburgo
Die Gründung von Nova Friburgo
Die Siedler zogen in die von Sklaven bereits erbauten 100 Baracken ein und erhielten ein Stück Land zugelost.
In den ersten Monaten litten die Siedler an körperlichen Krankheiten und Depressionen. Weitere Personen starben. Den Bau der Stadt und die Urbarbmachung des Landes wurden gleichzeitig voranzutreiben, während die meisten ums nackte Ueberleben kämpften.
Als im zweiten Jahr Unwetter die erste Anbausaison verhinderten, zogen die Schweizer eine enttäuschende Bilanz nutzloser Leiden und Anstrengungen und trauerten ihren Illusionen nach. Mann sprach vom endgültigen Scheitern und dachte über eine Rückkehr in die Schweiz nach.
Dann wurden auch noch die Hilfsgelder eingestellt, da der König das Land wegen Unabhängigkeitsbewegungen das Land verlassen musste.

Die Rettung der Kolonie
In der Schweiz blieb das Schicksal der Siedler nicht unbemerkt. Ein Wohltätigkeitsverein wurde gegründet, die in Brasilien, der Schweiz und anderen europäischen Ländern eine grosse Geldsammelaktion in Gang setzte.
Im Dezember 1822 begaben sich die Wohltäter in die Kolonie um Lebensmittel, Kleider, Werkzeug und Saatgut zu verteilen.
Die Siedler fanden wieder Hoffnung und erzielten schon bald erste Erfolge.

Nova Friburgo wächst
Viele der Schweizer Siedler verliessen die Stadt, vor allem um in der Umgebung Kaffe anzupflanzen. Die alten Haueser übernahmen neue Siedler aus Deutschland 1824.
In den folgenden Jahren verhalf der Kaffehandel Nova Friburgo zu Wohlstand, welcher wiederum neue Siedlungsströme hervorbrachte. Eine Eisenbahnlinie nach Rio de Janeiro 1873 verhalf der Stadt zum definitiven Durchbruch.

Heute leben in Nova Friburgo viele weitere Kolonien, wie z.Bsp. Japaner, Libanesen, Italiener, Portugiesen etc.
Trotzdem hat man seine Gründervaeter in der Stadt nicht vergessen. Mit 1. August Feierlichkeiten und einem Museum im Schweizer Hauses wird den Helden gedenkt.
Ausserdem wurden in den letzten Jahrzenten Beziehungen mit der Stadt Freiburg geknüpft, die zur Gründung des Vereins "Freiburg - Nova Friburgo" und vielen tollen Projekten geführt haben, wie die Errichtung des Kolonialmuseums und Besuchen in der Schwesterstadt.

Ein Geschenk des Vereins Freiburg - Nova Friburgo an die Stadt
Nach einer Rösti, dunkler Schokolade und mit Gruyere Käse im Gepäck verliessen wir das Schweizer Haus um auf einen Bus in Richtung einer Herberge in der Nähe des Naturschutzparkes "Tres Picos" zu warten.
Wie immer natürlich ohne Plan, ohne zu wissen wie wir zu der von der Touristeninfo vorgeschlagenen Pension kommen, ohne eine Ahnung wann Busse zum Park fahren.
Nach 2 Stunden ging die Sonne unter. Langsam wurde auch uns gelassenen Individuen ein wenig mulmig. 

Dann kam doch noch ein Bus vorbei.
Zu unserer Rettung hatte der mitfahrende Bauer Isjail den selben Weg zu nehmen. Wieder einmal wurden wir in unserer sorglosen Planungsweise bestätigt - Irgendwie kommt schon alles gut.
Zusammen liefen wir in der Dunkelheit 40 min bergauf. Von den genau so langem portugiesischem Dauergeplapper von Isjail schafften wir herauszuhören, dass er 2 Söhne und 30 Kühe hat und portugiesischer Abstammumg ist. Um etwa 9 Uhr Abends klopften wir an die Pausa do Paula. Wieder mussten wir Daumen drücken. Etwas ängstlich öffnete uns Paula aber nach ein paar Minuten ihre Pforten und zauberte uns in wenigen Minuten eine köstliche Suppe.


Paula war eine umwerfende Gastgeberin
Paula, obrigado pela comida incrível e as conversas interessantes. Eu gostei muito. Vemos na Suíça em 5 anos.

Die Pausa do Paula
Suppe in der Pausa do Paula
Mit einer von Paula handgezeichneten Karte und einem liebevoll eingepackten Lunchpaket liefen wir gleich nach Sonnenaufgang den leuchtenden Granitfelsen entgegen. Geradezu Mäjestetisch tronen die glatten Granitfelsen über das saftig grüne Tal der Götter. Den ganzen Tag liessen wir beim wandern unsere Seelen baumeln und die Stille und Einsamkeit geniessen. Wir trafen auf ein wahres Wanderparadies. Seht selbst:

Der Blick am Morgen aus dem Fenster

beim Aufstieg treffen wir wieder auf den Bauer Isjail
Capacete (Helm)
Caixa do Fosforo (die Zuendholzschachtel)


Der Ausblick von der Zuendholzschachtel
Cabeza do Dragao (der Drachenkopf)
Auf der Spitze des Drachenkopfs tragen wir uns im Logbuch ein



Rio de Janeiro

Kurz - Rio hats einfach drauf! Traumhafte Lage, wunderbare Strände, lebendiges Nachtleben und nicht zuletzt unglaubliche freundliche und schöne Leute. Wir können getrost sagen, dass der Charme von Rio de Janeiro jede Stadt übertrifft, die wir bisher gesehen haben!

So sah unser Rio Lifestyle aus:

Morgen
Joggen - Ipanema Beach. Die Strassen werden am Strand werden morgens abgesperrt und scheinbar scheint jeder Carioca auf den Beinen zu sein, um seinen Körper fit zu halten. Noch nie haben wir so viele sportliche Leute gesehen! Am Strand gibts fix installierte Geräte, welche gratis zum Trainieren benutzt werden können. Auch wenn der Schönheitswahn teilweise ein wenig übertrieben scheint wird einem hier am Strand definitiv nicht langweilig.

Mittag:
Auch wenn Aussichtsplattformen, Fernsehtürme etc. meist totale Geldverschwendung sind. In Rio lohnt es sich! Die Aussicht vom Corcovado in die Guanabara Bucht ist unglaublich und ein Muss!








Das Quartier Santa Teresa - das Künstlerviertel von Rio mit jeder Menge guter Restaurants.







Nachmittag
Surfen - die Kombination aus Grossstadtvierteln und herrlichem Sandstrand ist einzigartig. Die Wellen in Ipanema sind das Tüpfchen auf dem i. Sonnenuntergang auf dem Brett geniessen oder den Einbruch der Dunkelheit mit den Leuten auf dem Felsvorsprung Arpoador feiern.





Abend
Churrascaria - der Albtraum jedes Vegetariers. Zuerst wählt man an einem offenen Buffet aus einer riesigen Auswahl an Beilagen aus. Anschliessend bekommt man beinahe im minutentakt frisches Fleisch am Grillspiess direkt an den Tisch serviert. Man sagt dabei dem Kellner, wieviel Stücke man gerne hätte. Mit Hilfe einer Art Bierdeckel kann man dem Kellener mitteilen, ob man weiter Fleisch will (grüne Seite) oder sich eine Pause gönnt (rote Seite). Das ganze gibts für umgerechnet 25 Fr.

Nacht
Lapa - wo die Party auf der Strasse stattfindet. Unzählige etwas heruntergekommen Bars mit sehr viel Charme. Oftmals gibts nur eine Art Verkaufstheke und ein paar Plastikstühle. Die Leute machen Musik und tanzen auf der Strasse. Falls es dich trotz all dieser Energie in einen Club zieht, auch das lohnt sich. Hier gibts statt DJ-Musik Live Samba-Bands. Zwar haben wir kein einziges Lied gekannt, aber die Atmosphäre war einzigartig.