Montag, 17. Juni 2013

Brasilien



Iguazu 
An einem etwas abgeschiedenen Ort mit Nähe zu den Wasserfällen fanden wir ein tolles Hostel mit Pool, warmen Duschen und grossem Frühstücksbuffet. Genau das Richtige nach der Marathonbussfahrt von Bolivien nach Brasilien (um das teure Flugticket zu umgehen). Nach ein paar Stunden schlaf besuchten wir gleich das Weltwunder nachdem die Stadt benannt ist. Auf einer kurzen Wanderung sieht man zuerst die Wasserfälle von weit und nähert sich dann bis direkt unter die Wasserfälle. Einfach unüberträchtlich Nassgespritzt kann man dann den Panoramalift bis über die Wasserfälle nehmen.

das ist der erste Blick den man von den Wasserfaellen erhaelt
Der Weg fuehrt bis direkt vor die Wasserfaelle
Ein Panoramalift faehrt einen zum Schluss nach oben ueber die Wasserfaelle

Im Hostel lernten wir einen Franzosen kennen, der soeben portugiesisch gelernt hatte. Mit ihm besuchten wir am darauffolgenden Tag den Itaipu-Staudamm. Auf einem anderen Fluss nur ein paar Kilometer entfernt von den Iguazu-Faellen produziert der Staudamm den gesamten Strombedarf für Paraguay und 60% des brasilianischen Bedarfs. Es ist der am meisten Strom produzierende Staudamm der Welt und ist sowohl beindruckend wie auch erschreckend. Riesige Landflaechen wurden überflutet, Dörfer zerstört und Wasserfälle begraben. Doch von all dem wird dem Besucher nichts erzählt. Stattdessen wird in Werbevideos der saubere Strom gepriesen und mit dem gigantischen Ausmas geprahlt.

Der 7235 m lange Itaipu Staudamm
Da der Fluss Iguazu die Grenze zwischen Argentinien und Brasilien bildet, kann man die Wasserfälle von beiden Seiten bestaunen. Es heisst, wer genug Zeit hat muss beide Seiten besichtigen um ihre volle Schönheit zu sehen. Und Zeit ist bei uns ja eh kein Thema. Also besuchten wir am dritten Tag in Iguazu die argentinische Seite der Wasserfaelle mit unserem französischen Kumpel. Vom anderen Blickwinkel schienen die Wasserfälle noch spektakulärer zu sein.

Der Wasserfall "zwei Brueder"

Der Blick von der argentinischen Seite



Das Highlight hatten wir uns für ganz zuletzt aufgehoben: El Gargante del Diablo (Der Drachenschlund). An diesem Punkt tosen die Hälfte der gesamten Wassermengen direkt vor dem Auge 82 m in die Tiefe. WOW!!!


Der Drachenschlund
Ein paar Stunden später sassen wir zur Abwechslung wieder mal in einem Bus. 24 Stunden nach Rio de Janeiro. Ohne Buch, ohne Film, ohne Musik (da auch der Akku des Ipods leer war). Nach ein paar Stunden war uns so langweilig dass wir fast ein portugiesisches Magazin gekauft hätten. Doch dann fanden wir ein Sudoku Buch. Die Rettung. In Rio wechselten die neuen Sudokuprofis in den Bus nach Nova Friburgo.

Nova Friburgo
Eingang zum Country Club in Nova Friburgo
Park in Nova Friburgo
Nova Friburgo ist in vielen Teilen Brasiliens bekannt als die brasilianische Schweiz. Und tatsächlich erinnerte uns viel an unsere Heimat. Es herrscht ein angenehmes Klima, die Berglandschaft gleicht den Voralpen und auf den Weiden in den grünen Tälern grasen Kühe und Pferde. Sogar die Häuser und das Essen erinnern an die Schweiz. Spätestens wenn man Leute mit schweizer Nachnamen trifft weiss man, dass dies kein Zufall ist.

Denn Nova Friburgo, wie der Name verrädt, wurde von schweizer Auswanderern 1819 gegründet. Von Simon's Vater (etablierter Geschichtshistoriker in Grindel) wusste Simon, dass auch ein paar seiner Vorfahren aus seinem Dorf 1818 ihr Glück in der neuen Welt suchten. Unser Interesse war geweckt. Von dieser unglaublichen Geschichte der Kolonialisierung zeugt eine Ausstellung im Schweizer Haus.

Wilhelm Tell Statue im Hinterhof des Schweizerhauses
Das Schweizer Haus, welches Museum, Kaeserei und Restaurant zugleich ist.
Im schweizer Haus richtiger schweizer Käse und Schokolade hergestellt.
 Und im Restaurant wird Raclette, Fondue und Rösti angeboten. 
Namenstafel der Gruender im Kolonialmuseum von Nova Friburgo. Die Heggendorns sind Vorfahren von Simon.

Hier eine kleine Zusammenfassung dieser aussergewöhnlichen Geschichte:


Die Abenteuer der schweizer Auswanderer nach Brasilien

Land des Elends
Nachdem Napoleons Sturz 1815 in der Schweiz Frieden und Unabhängigkeit brachte, hoffte man auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch stattdessen brachten eine Wirtschats- und eine Nahrungsmittelkrise Hungernot und Tot.

Die Hoffnung heisst Brasilien
Hoffnung und einen Ausweg aus der Misere suchte man vor allem in zwei amerikanischen Ländern: der puritanischen Republik USA und dem katholischen Königreich Brasilien. Der katholische Kanton Freiburg sandte 1817 einen Botschater nach Rio de Janeiro um mit dem König Joao IV über eine Einwanderung von Schweizern nach Brasilien zu verhandeln.
Der König war von dem Vorschlag begeistert und unterzeichnete einen Kolonisierungsvertrag. Darin erklärte sich Brasilien bereit, die Einwanderung von 100 Familien zu finanzieren. Als Ort der ersten Kolonie entschied man sich auf ein Tal etwas nördlich von Rio auf 847 m.ü.M., das für Viehzucht und Weinbau geignet schien. Um die Schweizer zu überzeugen bot der König eine zehnjährige Steuerfreiheit und beträchtliche Subventionen während 2 Jahren. Als Zeichen des Wohlwollens taufte der König den Ort Nova Friburgo.

Siedler gesucht
In Freiburg war man froh einen Weg gegen die Ueberbevölkerung gefunden zu haben. Im ganzen Kanton liess man den Vertrag und eine Beschreibung der Region verbreiten. Man suchte Auswanderungswillige mit Sätzen wie: "Es gibt zwei Kartoffelernten im Jahr" und beflügelte die Fantasien mit Beschreibungen wie "ewiger Frühling" und "erstaunlich fruchtbares Land".
In Stuben und Wirtshaüsern hörte man immer mehr von Brasilien sprechen. Man erwog die Vorteile und mutmasste über die Gefahren des gelobten Landes. Angst empfand man insbesondere vor der Ueberfahrt , den Angriffen der Indios, der sogenannten Wilden, und der Möglichkeit, versklavt zu werden.
Doch durch die vielen Versprechungen liessen sich viele Familienvaeter und ledige Männer als Kandidaten für Brasilien anzumelden.
Auch in anderen katholischen Kantonen warb der Abgesandte nach Auswanderern. Ueberall trafen die Versprechungen auf offene Ohren. Die Nachfrage überstieg das Angebot bei weitem. So hatte dieser keine Mühe die festgelegten 2000 Personen zu erreichen. Viele Kantone nutzten die Gelegenheit um Heimatlose abzuschieben. Aber auch Aerzte, Pfarrer und Ordnungshüter gehörten zu den Auserwählten.

In Erwartung einer Reise ohne Rückkehr
In vielen Städten und Dörfern breitete sich ein seltsames Fieber aus. Die Brasilianer, wie man sie nannte, bereiteten sich au eine Reise ohne Rückkehr vor. Sie verkauften ihr Haus, ihre Grundstücke und ihr Vieh. Sie rüsteten sich mit Werkzeugen für Rodung, Gewehren für die Jagd aus und Saatgut aus.


Die Siedler winken Lebwohl in Estavayer-le-Lac

Die Ueberfahrt
Am 4. Juli 1819 legten die Boote umgeben von 6000 Zuschauern in Estavayer-le-Lac unter Kanonenschüssen ab.
Bereits während der Reise nach Holland mussten die Siedler einige Strapazen erdulden. Am 29. Juli erreichten sie das Meer in Holland, wo sie in Scheunen unter miserablen hygienischen Bedingungen untergebracht wurden. Insgesamt starben 39 Personen ohne überhaupt ein Fuss auf ein Schiff gesetzt zu haben.
Zu diesen kamen 311 weitere Tote, vor allem Kinder, bei der Ueberfahrt hinzu, was einer höheren Sterblichkeitsrate als in Sklavenschiffen entspricht. Die Schiffe waren bis zu 146 Tage auf See.


Gegen die Schlafplaetze auf diesen Schiffen waren unsere schaebigen Hostels in Lateinamerika Luxus.
In Rio angekommen wurden die Siedler herzlich empfangen. Es wurde ihnen Mut zugesprochen.
Ausgeruht ging es über Land weiter ins Gebirge, ins gelobte Land, Nova Friburgo. Allerdings waren noch viele Prüfungen zu bestehen, bevor ihr Traum tatsächlich war wurde.


Die ersten Siedler erreichen Nova Friburgo
Die Gründung von Nova Friburgo
Die Siedler zogen in die von Sklaven bereits erbauten 100 Baracken ein und erhielten ein Stück Land zugelost.
In den ersten Monaten litten die Siedler an körperlichen Krankheiten und Depressionen. Weitere Personen starben. Den Bau der Stadt und die Urbarbmachung des Landes wurden gleichzeitig voranzutreiben, während die meisten ums nackte Ueberleben kämpften.
Als im zweiten Jahr Unwetter die erste Anbausaison verhinderten, zogen die Schweizer eine enttäuschende Bilanz nutzloser Leiden und Anstrengungen und trauerten ihren Illusionen nach. Mann sprach vom endgültigen Scheitern und dachte über eine Rückkehr in die Schweiz nach.
Dann wurden auch noch die Hilfsgelder eingestellt, da der König das Land wegen Unabhängigkeitsbewegungen das Land verlassen musste.

Die Rettung der Kolonie
In der Schweiz blieb das Schicksal der Siedler nicht unbemerkt. Ein Wohltätigkeitsverein wurde gegründet, die in Brasilien, der Schweiz und anderen europäischen Ländern eine grosse Geldsammelaktion in Gang setzte.
Im Dezember 1822 begaben sich die Wohltäter in die Kolonie um Lebensmittel, Kleider, Werkzeug und Saatgut zu verteilen.
Die Siedler fanden wieder Hoffnung und erzielten schon bald erste Erfolge.

Nova Friburgo wächst
Viele der Schweizer Siedler verliessen die Stadt, vor allem um in der Umgebung Kaffe anzupflanzen. Die alten Haueser übernahmen neue Siedler aus Deutschland 1824.
In den folgenden Jahren verhalf der Kaffehandel Nova Friburgo zu Wohlstand, welcher wiederum neue Siedlungsströme hervorbrachte. Eine Eisenbahnlinie nach Rio de Janeiro 1873 verhalf der Stadt zum definitiven Durchbruch.

Heute leben in Nova Friburgo viele weitere Kolonien, wie z.Bsp. Japaner, Libanesen, Italiener, Portugiesen etc.
Trotzdem hat man seine Gründervaeter in der Stadt nicht vergessen. Mit 1. August Feierlichkeiten und einem Museum im Schweizer Hauses wird den Helden gedenkt.
Ausserdem wurden in den letzten Jahrzenten Beziehungen mit der Stadt Freiburg geknüpft, die zur Gründung des Vereins "Freiburg - Nova Friburgo" und vielen tollen Projekten geführt haben, wie die Errichtung des Kolonialmuseums und Besuchen in der Schwesterstadt.

Ein Geschenk des Vereins Freiburg - Nova Friburgo an die Stadt
Nach einer Rösti, dunkler Schokolade und mit Gruyere Käse im Gepäck verliessen wir das Schweizer Haus um auf einen Bus in Richtung einer Herberge in der Nähe des Naturschutzparkes "Tres Picos" zu warten.
Wie immer natürlich ohne Plan, ohne zu wissen wie wir zu der von der Touristeninfo vorgeschlagenen Pension kommen, ohne eine Ahnung wann Busse zum Park fahren.
Nach 2 Stunden ging die Sonne unter. Langsam wurde auch uns gelassenen Individuen ein wenig mulmig. 

Dann kam doch noch ein Bus vorbei.
Zu unserer Rettung hatte der mitfahrende Bauer Isjail den selben Weg zu nehmen. Wieder einmal wurden wir in unserer sorglosen Planungsweise bestätigt - Irgendwie kommt schon alles gut.
Zusammen liefen wir in der Dunkelheit 40 min bergauf. Von den genau so langem portugiesischem Dauergeplapper von Isjail schafften wir herauszuhören, dass er 2 Söhne und 30 Kühe hat und portugiesischer Abstammumg ist. Um etwa 9 Uhr Abends klopften wir an die Pausa do Paula. Wieder mussten wir Daumen drücken. Etwas ängstlich öffnete uns Paula aber nach ein paar Minuten ihre Pforten und zauberte uns in wenigen Minuten eine köstliche Suppe.


Paula war eine umwerfende Gastgeberin
Paula, obrigado pela comida incrível e as conversas interessantes. Eu gostei muito. Vemos na Suíça em 5 anos.

Die Pausa do Paula
Suppe in der Pausa do Paula
Mit einer von Paula handgezeichneten Karte und einem liebevoll eingepackten Lunchpaket liefen wir gleich nach Sonnenaufgang den leuchtenden Granitfelsen entgegen. Geradezu Mäjestetisch tronen die glatten Granitfelsen über das saftig grüne Tal der Götter. Den ganzen Tag liessen wir beim wandern unsere Seelen baumeln und die Stille und Einsamkeit geniessen. Wir trafen auf ein wahres Wanderparadies. Seht selbst:

Der Blick am Morgen aus dem Fenster

beim Aufstieg treffen wir wieder auf den Bauer Isjail
Capacete (Helm)
Caixa do Fosforo (die Zuendholzschachtel)


Der Ausblick von der Zuendholzschachtel
Cabeza do Dragao (der Drachenkopf)
Auf der Spitze des Drachenkopfs tragen wir uns im Logbuch ein



Rio de Janeiro

Kurz - Rio hats einfach drauf! Traumhafte Lage, wunderbare Strände, lebendiges Nachtleben und nicht zuletzt unglaubliche freundliche und schöne Leute. Wir können getrost sagen, dass der Charme von Rio de Janeiro jede Stadt übertrifft, die wir bisher gesehen haben!

So sah unser Rio Lifestyle aus:

Morgen
Joggen - Ipanema Beach. Die Strassen werden am Strand werden morgens abgesperrt und scheinbar scheint jeder Carioca auf den Beinen zu sein, um seinen Körper fit zu halten. Noch nie haben wir so viele sportliche Leute gesehen! Am Strand gibts fix installierte Geräte, welche gratis zum Trainieren benutzt werden können. Auch wenn der Schönheitswahn teilweise ein wenig übertrieben scheint wird einem hier am Strand definitiv nicht langweilig.

Mittag:
Auch wenn Aussichtsplattformen, Fernsehtürme etc. meist totale Geldverschwendung sind. In Rio lohnt es sich! Die Aussicht vom Corcovado in die Guanabara Bucht ist unglaublich und ein Muss!








Das Quartier Santa Teresa - das Künstlerviertel von Rio mit jeder Menge guter Restaurants.







Nachmittag
Surfen - die Kombination aus Grossstadtvierteln und herrlichem Sandstrand ist einzigartig. Die Wellen in Ipanema sind das Tüpfchen auf dem i. Sonnenuntergang auf dem Brett geniessen oder den Einbruch der Dunkelheit mit den Leuten auf dem Felsvorsprung Arpoador feiern.





Abend
Churrascaria - der Albtraum jedes Vegetariers. Zuerst wählt man an einem offenen Buffet aus einer riesigen Auswahl an Beilagen aus. Anschliessend bekommt man beinahe im minutentakt frisches Fleisch am Grillspiess direkt an den Tisch serviert. Man sagt dabei dem Kellner, wieviel Stücke man gerne hätte. Mit Hilfe einer Art Bierdeckel kann man dem Kellener mitteilen, ob man weiter Fleisch will (grüne Seite) oder sich eine Pause gönnt (rote Seite). Das ganze gibts für umgerechnet 25 Fr.

Nacht
Lapa - wo die Party auf der Strasse stattfindet. Unzählige etwas heruntergekommen Bars mit sehr viel Charme. Oftmals gibts nur eine Art Verkaufstheke und ein paar Plastikstühle. Die Leute machen Musik und tanzen auf der Strasse. Falls es dich trotz all dieser Energie in einen Club zieht, auch das lohnt sich. Hier gibts statt DJ-Musik Live Samba-Bands. Zwar haben wir kein einziges Lied gekannt, aber die Atmosphäre war einzigartig.

Bolivien




Isla del Sol

Die Sonneninsel war unser erster Stopp in Bolivien. In der Inka Mythologie spielt diese Insel eine entscheidende Rolle. Hier soll der Sonnengott Inti die ersten beiden Inkas auf einem Felsen zur Erde gelassen haben. Wir können verstehen weshalb - ein wunderbarer Fleck Erde. Lieber Sonnengott Inti, du darfst uns gerne auch wieder mal hierher beamen!



Von Cha'llapamba im Norden...
...wanderten wir in drei Stunden...
...vorbei an wunderschoenen Buchten...
...bis in den Sueden der Insel nach Yumani

Auf  der Insel gibt es keine Fahrzeuge. Nur absolute Ruhe.

Yumani

La Paz


Läuft man in La Paz nur ein paar Meter den Hügel hoch, ringt selbst ein trainierter Marathonläufer nach Atem.



Die Stadt liegt in einer Senke zwischen 3200 und 4100 Metern über Meer.
Respekt vor diesem 'Schlepper'.
Der 'Hexenmarkt' birgt einige gruslige Überraschungen.


Mit einem Eis für 1 Boliviano (15 Rappen) und...
...einem Orangensaft für 5 Bolivianos (70 Rappen)...
...durch die Innenstadt
Ich habs gewagt weil ich dringend Passfotos brauchte. Fazit: Qualität unterirdisch!
Plaza Murillo mit dem höchstgelegenden Regierungssitz der Welt
Elektriker ist wohl kein Traumjob in Bolivien
Indigene Frauen protestieren auf der Strasse um ihre Rechte
Uns gefiel es hier so gut, dass wir später nochmals kamen und ein paar Tage relaxten.

Huayna Potosi
Bei der Planung zur Weltreise setzten wir uns einige Ziele. Zum Beispiel eine neue Sprache lernen, Tauchen lernen, Budgetziele usw.
Ganz zu oberst auf der Liste stand aber die Besteigung eines hohen Bergs in den Anden.
In La Paz, Bolivien, standen die Sternen richtig, die Zeit für die Herausforderung war gekommen. Und dieser Berg sollte es sein:






Name: Huayna Potosi
Höhe: 6'088 m
Basislager: 4'750 m
Höhenlager: 5'130 m
Steigung: durchschnittlich 45-50%







Tag 1
Am Morgen traffen wir uns mit unseren Bergführern im Reisebüro zur Materialkontrolle. Die Guides befanden unsere Joggingschuhe und Regenjacken wohl für nicht geignet und liehen uns deshalb die gesamte Ausrüstung aus: Eispickel, Gesichtsmaske, Steigeisen und viel warme Kleidung. Einen Spaziergang würde das anscheinend nicht werden.
Voll ausgerüstet fuhren wir mit der Crew, bestehend aus 2 lokalen Bergführern, uns 3 Amateuren und einem schlanken, vollbärtigen, hyperaktiven Belgier, dessen Lebensmotto "man weiss erst ob etwas schlecht ist, wenn man es ausprobiert hat" ist, Drogen eingenommen, so weit es ging den Berg hinauf.

Beim Basislager auf 4'750 m war Endstation für unseren Jeep. Hier richteten wir uns im Massenlager ein und folgten unseren Führern zu einem Gletscher. Es war Zeit für einen Crash-Kurs im Eisklettern. Auf Eispickeln abstützend liefen wir in Steigeisen den Gletschter hoch und runter. Richtig Spass machte das Klettern mit Eispickeln und Steigeisen an einer senkrechten Gletscherwand. Weil wir das alle so gut meisterten gabs für alle noch eine Ehrenrunde.
Den Abend in der Berghütte verbrachten wir ganz wie zu Hause mit Kartenspielen. Einzig statt einem Schieber spielten wir ein bolivianisches "Penalty" mit Geldeinsatz.

die gut gelaunten Wagemutigen mit dem Ziel im Hintergrund
das Naturtalent Fabian
auch Manu macht eine gute Figur
Klimarwärmung live: das "ewige" Eis am Huayna Potosi verliert jedes Jahr 2 bis 3 Meter Eisdicke 

Tag 2
Den zweiten Tag gingen wir gemütlich an. Erst mal Morgen essen, dann Mittagessen. Und zwischendurch weitere Kartenspiele.
Dann wuchs unsere Gruppe um 2 weitere Mitglieder an. Einen weiteren Guide und einen grossen, lauten und sympatischen Brasilianer, ausgestattet mit einer Blockflöte und einem Sombrero, der für die gesamte Gruppe Schatten spenden würde.

Dann galt es die ersten Höhenmeter zu absolvieren. Mit der gesamten Kletterausrüstung im Rucksack stiegen wir über einen Steinweg zum Höhenlager auf 5'130m. Nassgeschwitzt und ausser Atem erreichten wir nach 3 Stunden das Lager mit einer wunderbaren Aussicht.
Beim darauffolgenden frühen Abendessen wurde der Gipfelsturm vom nächsten Tag diskutiert. Da wir früh aufstehen würden, waren um 8 Uhr alle im Bett.


fantastisches Andenpanorama vom Hoehenlager aus,...
...begleitet von Flötenmusik und wilden Geschichten vom Belgier
Tag 3, der Gipfelsturm
Ohne in dieser Nacht je eingeschlafen zu sein wurden wir um Mitternacht für das Frühstück "geweckt". Nervosität vor dem Aufstieg, die Kälte, die Höhe und die vielen WC-Gänger im Schlafsal machten Schlafen unmöglich. Mit bis zu 6 Schichten bekleidet traten wir um 01:30 hinaus in die Dunkelheit. Manuel, Fabian und ein Guide bildeten eine Seilschaft, Simon und der Belgier plus Führer eine weitere und der Brasilianer hatte einen Führer für sich alleine.
Dann ging der "Spaziergang" los. Auf dem vom Vollmond erleuchteten harten Schnee stiegen wir die steilen Berghänge hoch. Nach etwa 2 Stunden kurzer Schritte und tiefen Atemzügen machte der Berg die Sicht frei auf La Paz. Tief unter uns rückten die Lichter der fast 4'000m hohen Stadt ins Blickfeld. Als die Stunden vergingen wurden die Schritte immer kürzer und die Pausen länger. 1 Schritt, 2 mal Atmen, 1 Schritt, 2 mal Atmen. Jeder ausgesetzte Atemzug wurde mit Erstickungsgefühlen bestraft.
Als der Himmel sich begann zu erhellen lagen nur noch hundert Meter vor uns. Dieser letzte harte Pfad kam überraschend und verlangte uns nochmals alles ab. Mit dem Eispickel kletterten wir den steilsten Abschnitt (60%) hoch und überquerten einen nur wenige Zentimeter breiten Bergkamm.

kurz vor dem Ziel liegt der schwierigste Teil noch vor einem (Quelle Internet)
Dann der grosse Moment: mit den ersten Sonnenstrahlen setzten wir unsere Füsse auf die Spitze des Berges. 6'088m. Weit um uns herum war niemand höher als wir. Eine unbezahlbare Aussicht und ein unglaubliches Gefühl von Erschöpfung und Stolz. Uns blieb buchstäblich der Atem weg!!

auf 6'088 m sehen wir wie die ersten Sonnenstrahlen den Horizont berühren
Am Ziel: Wayna Potosi, 6'088 m.ü.M.



Nach ein paar Siegerfotos und ein paar Minuten inne halten stiegen wir, um nicht zu erfrieren, mit Stolz erfüllt den Berg wieder hinab. Alle zusammen feierten wir im Höhenlager den Erfolg mit einer warmen Suppe. Doch lange nicht alle schafften es zur Spitze. Unser Brasilianer zum Beispiel hatte uns von weit unten auf der Bergspitze jubeln sehen und sich dann entmutigt zum Rückzug entschlossen.
Gestärkt stiegen wir bis ins Basislager hinab und fuhren zurück nach La Paz. Mission Completed!


The Andean Epic Tour (von den Bergen in den Dschungel)
Den Dschungel im Amazonas zu besuchen ist Pflicht auf jeder Südamerikareise. Die Urwaelder in Kolumbien, Ecuador und Peru übersprangen wir alle um am kostengünstigsten Ort den Dschungel zu erleben. Der Ort heisst Rurrenabaque und ist von La Paz aus auf 3 Wegen erreichbar:
- mit dem Flugzeug in einer Stunde (die teure Option)
- mit dem Bus in 24 Stunden (die günstige Version)
- mit einer Tour in 5 Tagen (für Abenteurer): von 5'000 auf 100 m.ü.M., von kargen Bergen zu dichtem Dschungel, von Minustemperaturen zu schwülwarmen 30 Grad.
Wir fühlten uns von der "Andean Epic Tour" sofort angesprochen. Mit uns auf die aussergewöhnliche Tour wagten sich zwei flotte deutsche Backpacker, eine unerschrockene Schwedin, ein englisches Paar und etwa fünf sonderbare Litauer (von uns auch Russen genannt).

Mit Jeeps wurden wir am ersten Morgen auf 5'000 m gebracht, von wo aus wir uns mit Downhill-Bikes in 2 Tagen über steinige, staubige und steile "Deathroads" tausende Höhenmeter bergab Richtung Dschungel in die Tiefe stürzten.

Vamos! Los gehts auf 5'000 m.ü.M.
Bolivien ist ein noch praktisch unentdecktes Paradies für Mountainbikefahrer

Die kahle Landschaft geht in saftige Berge über

nichts für Angsthasen
die Schulkinder wie auch wir machen eine Pause





neben dem Schulplatz werden Coca-Blätter getrocknet
Wo ist Manu?
Am 2. Tag hielten wir am morgen bei einer Schule zu einem spontanen Fussballspiel an. Die anschliessende Ankündigung von Alejandro des nächsten Treffpunkts im 5 Minuten entfernten Dorf überhörte Manuel. Im Dorf hielt Alejandro an einem Kiosk für eine "Glacepause" unter einem Baum neben der Strasse an. Als der Besenwagen kam, der immer der Gruppe hinterherfahren sollte, brachen wir gleich wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt suchte Simon seinen Freund unter den Leuten. Manuel war nicht zu sehen. "Warscheinlich ist dieser bereits mit vorne mit Alejandro weitergefahren", dachte sich Simon. Als er Alejandro beim nächsten Halt (ca. 30 min später) einholte, war Manuel jedoch nicht zu sehen. Manuel war verschwunden. Nach Befragung aller Teilnehmer waren diese sich einig, dass Manuel irgendwo zwischen aktuellem Standort und Fussballfeld verloren gangen sein musste. Da es aber eigentlich nur einen Weg gab, liess das alle schlimmes befürchten. Alejandro schickte sofort den Besenwagen zurück um Manuel zu suchen. Die Velofahrer führten ihre Reise fort. Nochmals 45 min später hielt der Trupp an einem Fluss an. Und siehe da wer uns vom anderen Ufer her zuwinkte. Manuel war gemütlich mit den wäschewaschenden Einheimischen am plaudern.
Später klärte sich auf, dass Manuel bei der Eispause uns nicht gesehen hatte und deshalb an uns vorbeigefahren war.
Ende gut, alles gut.

meh Drägg
Mit staubigen Lungen und Blasen an den Händen kamen wir nach 2 Tagen in einem Goldgräberdorf an. Hier stiegen wir auf ein Boot um, dass uns in 3 Tagen bis nach Rurrenabaque brachte.

Unser Captain navigiert uns sicher durch den seichten Fluss
während der Matrose nach Gefahren Ausschau häldt
Zeit ist Gold, Mittagessen wird uns auf dem Boot serviert
wir haben viel Zeit...
...um die Füsse baumeln zu lassen
Wildschweine kreuzen den Fluss
das Transportmittel der Ureinwohner, heute mit einem 1 PS Motor gepimpt
zwischendurch legten wir Stopps ein, für kurze Wanderungen zu Aussichtspunkten ...
..., zu Wasserfällen, ...
...und natürlichen Pools.
Auf Wanderungen lernten wir die besondere Flora und Fauna des Dschungels kennen, ...
...wie z.Bsp. der Gummibaum. Indigene Dschungelbewohner sammeln die Flüssigkeit und verkaufen sie zur Produktion von Reifen etc.

Die Russen
Die litauischen Fraktion war speziell. Von der Ausrüstung, über die Sprache, bis zum sonderbaren Verhalten.

Sonderbarer Russe I:
Der Anführer war ein MEB (Mount-Everest-Besteiger). Dies liess er auch gerne alle wissen. Nichts konnte diesen Mann einschüchtern. Auch nicht Simons Bemerkungen bei einer Tasse Tee:
Simon: "Möchtest du ein bisschen von meinem Schnapps in deinem Tee"
MEB: "Nein Danke"
Simon: "Aber im hochen Norden bei euch trinkt man doch bestimmt gerne Schnaps gegen die Kälte"
MEB: "Ich mag Alkohol nicht so"
Simon: "Ich dachte ihr Russen trinkt Vodka wie Wasser"
MEB: "Wir sind keine Russen!!!"

Sonderbarer Russe II:
Als einer unserer deutschen Freunde bemüht versuchte ein Feuer aufzubauen trat ein scheinbar besserwissende Russe ohne ein Wort das ganze Werk ohne ein Wort beiseite und baute sein eigenens Feuer auf!???

Sonderbare Russinnen:
Die älteren russischen Damen liessen weitgehend das Bike unangetastet. Wenn sie sich dann auf eine Wanderung durch den Dschungel wagten, dann nur im Moskitonetz-Kostüm.

Nein, richtig warm wurden wir nicht mit den Russen. Aber es giebt bestimmt auch nette Litauer.

Der spektakuläre Ausklang
Angekommen in Rurrenabaque checkten, abgesehen von den Russen, alle in einem Hostel ein. Später trafen wir uns zum Abendessen und setzten uns in eine Bar zu Trinkspielen zusammen. Es wurde viel gelacht, die Spiele immer banaler und alle immer betrunkener, bis es Zeit war zu gehen.
Wir waren alle dabei unsere Drinks zu bezahlen als die Engländerin zu ihrem Freund sagte: "Ich möchte ein Flasche Vodka". Als der Freund sich weigerte, bestand sie plötzlich auf 2 Flaschen Vodka. Wir machten uns aus dem Staub und liessen die Engländer zurück.
Nach 2 Stunden schlaf wurden wir alle von Schreien geweckt. Im Zimmer der Engländer ging die Post ab. Er schoss eine Matraze in den Gang, sie sprang nackt im Gang umher. Am nächsten Morgen kam er zu uns ins Zimmer, erzählte wie brutal seine Freundin sei und zeigte eine violette Bisswunde im Oberarm!!! Männer aufgepasst!

Rurrenabaque
Die Stadt ist Ausgangspunkt für Touren zu den umliegenden Pampas und zum einzigartigen Madidi Nationalpark, in dem mehr geschützte Tierarten leben als in jedem anderen Nationalpark der Welt. Jährlich kommen über 12'000 Besucher nach Rurrenabaque.
Während unserem Aufenthalt in Rurrenabaque stiessen wir vor allem auf Israelis, was wohl mit dem Buch "Lost in the Jungle" zu tun hat: 1982 verirrten sich israelische Touristen im Urwald und nur einer von ihnen überlebte. Er fand erst nach drei Wochen in die Zivilisation zurück. Er schrieb ein Buch über seine Erlebnisse, das dann zum Kassenschlager wurde und scheinbar vor allem die Israelis auf Rurrenabaque aufmerksam macht.
Aber auch viele Schweizer findet man in dieser Stadt im Dschungel. Der Pensionär Ruedi, der sein Haus mit Pool direkt neben Hans gebaut hat, erzählte uns von seinen Projekten eine Brücke über den Fluss Beni und eine Gondelbahn zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Rurrenabaque bauen zu lassen.

Pampas Tour
Gleich vier weitere Schweizer (und eine Französin) trafen wir für eine dreitägige Tour durch die reiche Tierwelt am Fluss Yacuma.





Achtung - Delfine beissen. Für die pinken Delfine gehört zum spielen in den kleinen Zeh beissen.
Achtung - Manu am Steuer;)


auf der erfolglosen Suche nach Anakondaa


erfolgloser Versuch Piranhas zu fangen

Wir sind gewarnt worden, dass in Bolivien nicht immer alles nach Plan laüft und Streiks an der Tagesordnung liegen. Doch gewarnt wird immer und überall in Südamerika und weil auf unserer Reise bisher mehr oder weniger alles flott gelaufen war, glaubten wir den Geschichten nicht richtig. Bis wir von unserer Tour zurück nach Rurrenabaque fahren wollten.

Die Strasssenblockade
Von den Pampas nach Rurrenabaque führt genau 1 Weg. In der Hälfte der Strecke hielt unser Fahrer hinter einer langen Autokolonne. Er informierte, dass wir aussteigen und hundert Meter weiter vorne einen anderen Wagen nehmen sollten, weil er nicht weiterfahren könne. Und weg war der Fahrer.
Wir liefen also auf das "Hindernis" zu, das sich als eine Strassenblockade von ein paar wütenden Mienenarbeitern, die ihre CHF 150 Monatslohn als ungerecht erachteten und 60% Pension zu wenig fanden, herausstellte.
Das finden wir ja eigentlich auch, aber mit uns hat das nichts zu tun, dachten wir uns, und versuchten an ihnen vorbei zu laufen. Schlechte Idee. Denn plötzlich kamen Steine geflogen. Wir wollten es nicht auf die Spitze treiben und machten einen Rückzieher. Als weitere Touristen, darunter auch Familien, vor der Blockade abgeladen wurden, setzten wir uns mit ihnen zusammen zur Lagebesprechung.


Forderung der Streikenden: Wir sollten auf unserer Seite der Blockade eine Unterkunft suchen, denn die Strecke würden sie nicht so schnell wieder freigeben. Ausserdem gäbe es einen Flughafen auf unserer Seite der Blockade, von wo aus wir wieder in unsere Länder zurückfliegen könnten.

Diskussion der Touristen: Da viele Kinder dabei sind, unsere Reisepässe in Rurrenabaque lagen und es in ein paar Stunden dunkel werden würde, müsse man einen Weg um die Blockade finden und zwar schnell.

Der Plan: Der am besten Spanischsprechende von der Gruppe stattete den einheimischen Bewohnern an der Strasse einen Besuch ab. Im Namen der Gruppe verhandelte er mit den Ortskundigen eine dreistündige Führung durch den Wald und Sumpf um die Blockade herum für umgerechnet etwa CHF 150.-.

Die Umsetzung:

Möglichst unauffällig folgen wir der Bauernfamilie...
...durch den Sumpf...
...und über Stacheldrähte.

während andere Panik schieben, freuen wir uns über die Action

nach 3 Stunden sind wir wieder zurück auf der Strasse
we love Happy Endings

Uyuni
Falls du zu den Typen gehörst, bei denen immer alles durchgeplant sein muss, solltest du deine Finger besser von Bolivien lassen. Ein bombensicherer Plan B ist essenziell, denn in Bolivien ersetzt Plan B früher oder später immer Plan A.

Ehrlich gesagt, das ewige Busfahren hatten wir langsam sowas von satt. Umso mehr freuten wir uns deshalb unseren nächsten Reiseabschnitt in einen Zug sitzen zu dürfen. Mit 40km/h Lichtgeschwindigkeit verbindet der Espresso del Sur die Hochlandebene zwischen Ururo und Uyuni. Gemütlich stiegen wir mit einer deutschen Ü60 All-Inklusive Reisegruppe (ja die gibts sogar hier) in den Espresso del Sur ein. Pünktlich zur Abfahrt kam dann die Durchsage, dass die Mienenarbeiter nun auch die Zugstrecke blockierten. Das Chaos bei den Ü60ern war gross und wurde noch grösser, als wir ihnen dann noch frech die letzten zwei Plätze im Bus wegschnappten. Aus gemütlicher Zugfahrt wurde eine Horrorfahrt im Nachtbus. Ohne wircklich ein Auge zugemacht zu haben, kamen wir mitten in der Nacht im eiskalten Uyuni an. Die Busfahrt schafft es locker in unsere Top 3 der schlimmsten Busfahrten. Es rumpelte und vibrierte was das Zeug hält, sodass sich Simon fragte, wieviele Frauen bei dieser Fahrt schon ungewollt einen... Okay lassen wir das.

Uyuni hat nebst dem langsamsten Internet der Welt, kalten Duschen, noch kälteren Temparaturen ausserhalb der Dusche und eisigen Winden rein gar nichts zu bieten! Kein Wunder wimmelt es im Internetforen nur so von negativen Kommentaren über diese Geisterstadt und deren Touren zum Salzsee. Von kaputten Fahrzeugen über ungeniessbares Essen bis zu betrunkenen Tourführern ist so ziemlich alles vertreten. Doch ehrlichgesagt, wenn wir in Uyuni leben müssten, würden wohl auch wir jeden Tag zu bolivianischem Schnaps greifen. Nichtsdestotrotz ist Uyuni der Ausgangspunkt zu einer der einzigartigsten Landschaften der Welt - ein wahres Highlight Südamerikas.

Tag 1 - Salar de Uyuni

Am nächsten Tag gings um 10.30 Uhr los. Ein erster Pluspunkt. Die Bolivianer wissen eben, wann der Tag beginnt!


Mit dabei das charmante deutsche Pärchen Leander und Paula (hinten rechts) sowie die hippen Londonerinnen Freya und ? (vorne).
Der Toyota Landcruiser machte einen guten Eindruck, unser Fahrer Primo schien nüchtern zu sein und die zwei Engländerinnen hatten gleich vier Flaschen Wein im Gepäck. Es konnte losgehen!

Nach dem ersten Stopp bei einem Eisenbahnfriedhof war klar...
...die Engländerinnen wollten Fotos...
...und zwar viele!
Am liebsten 'Group Pictures'. 
Schliesslich gings auf den 3'600 Meter über Meer gelegenen Salar de Uyuni, der mit 10'582 km2 grösste Salzsee der Welt (ein Viertel der Schweiz).


Die ganze Salzmenge wird auf etwa 25'000 Tonnen geschätzt. Nur ein kleiner bruchteil davon wird verwendet - alles in Handarbeit.


Mit Schaufeln ausgerüstet tragen die Arbeiter das Salz zu kleinen Hügeln zusammen, dort wird es vom Wind getrocknet und dann von einem Lastwagen abtransportiert.
Wir treffen die einzigen sechs Arbeiter, welche gerade mit einem Tetrapack Wein eine Pause einlegen. Auf die Frage, wieviel Salzhaufen sie denn insgesamt am Tag machen antworten sie mit ,,sechs" und boten uns daraufhin ein paar Coca-Blätter und Wein an. Wie lange die Weinpause wohl schon dauern mag?;-)


In der Regenzeit wird der Salar de Uyuni zu einem der grössten natürlichen Spiegeln der Welt...
...und auch in der Trockenzeit ist er nicht weniger atemberaubend.





Im Sekundentakt hören wir das Knipsen von Fotokameras. Hier wird selbst das scheue Vorstadtmädchen zwischenzeitlich zum fotogeilen Supermodel und der Fotograf darf sich einmal wie ein Mitarbeiter vom renomierten National Geographic fühlen. Hier jemand der sich mit akrobatische Verrenkungen in Szene setzt, da jemand der sich für seinen Schatz auszieht und...

...dort jemand der die perfekte optische Täuschung vorzumachen versucht.
Und auch wir werden von unseren zwei Engländerinnen mit ihren unverkennlichen Piepsstimmen immer wieder zu 'Group Pictures' aufgefordert.









Nach dem Essen gings mit unserem stetig schweigenden Tourführer Primo weiter...
...zur Isla de Pescado.




Wir übernachten in einem Hotel, welches komplett aus Salz errichtet wurde.

Tag 2

Wir waren voller Spannung, was wohl der Tag bringen mag. Doch auch am nächsten Morgen wurde unser Tourführer nicht gesprächiger und es stellte sich heraus, dass Primo gar kein wircklicher Tourführer war. Entweder er hatte wirklich keinen Plan von nichts oder er hatte nach seinen angeblich 23 Dienstjahren einfach keinen Bock mehr auf irgendwelche Art von Kommunikation. Wenn man bedenkt, dass Primo keine Freitage und Ferien hat, ist dies auch irgendwie nachvollziehbar. Seine Frau tut uns echt leid! Auf jedenfall wurde die ganze Tour dadurch ein grosses Ratespiel. Wie sieht der Plan aus? Wo gehts als nächstes hin? Wie lange gehts noch? Was ist das dort für ein Vogel? Wieso ist dieser See rot?

Auf bis zu 5'000 Metern Höhe änderte sich die Landschaft so rasch wie die Musikstile in unserem Radio. Doch alle hatten etwas gemeinsam - sie wirkten sureal und faszinierend.

Wir fuhren durch die Siloli Wüste...


...vorbei an wunderschönen Steinformationen...
...mondähnlichen Landschaften...



bis hin zu atemberaubenden, farbenfrohen Lagunen. 
Laguna Hadiendo
Unglaublich, dass wir hier auf über 4'000 Metern über Meer auf rosa Flamingos treffen.
Insgesamt findet man hier drei verschiedene Flamingoarten.
Irgendwie bekamen wir das Gefühl nicht los, das unser Primo sich ständig verfährt. Kaum zu glauben, dass dieser Mann später noch zu unserem Helden avancieren sollte.

Trotzdem kamen wir gegen Abend an der Laguna Colorada und somit im Nationalpark "Eduardo Avarora" an.
Diese wunderschöne Lagune hat ihre Farbe durch die spezielle Algenart und der Mineralien.
Wir schlugen unsere Camps auf und zogen alles an, was unser Rucksack hergab. Doch auch unzählige Schichten Kleider, warme Pasta und Wein schafften es nicht unsere Körper zu wärmen. Es war eisig kalt und draussen begann es zu allem übel auch noch zu schneien an. Von anderen Travelern haben wir erfahren, dass ihre Tours bis auf weiteres annuliert wurden. Der 5'000 Meter hohe Pass war unbefahrbar. Doch unser Primo hielt an seinem Plan fest, um 5 Uhr ist Tagwache.

Tag 3

Tatsächlich war um 5 Uhr das Frühstück mit Pancakes bereit und wir waren scheinbar die einzige Gruppe, welche daraufhin unsere Rucksäcke aufs Dach des Jeeps banden. Wir nahmen die mit Schnee bedeckte Passstrasse in Angriff. Der Schneefall wurde dichter und dichter. Von einem nur wenige Meter hinter uns liegenden Jeep sahen wir bald nur noch ganz schwach die Vorderlichter. Nach einer Weile wurde es wohl auch dieser Tourgruppe etwas ungeheuer zumute und wir sahen, wie sich die Lichter von uns abwandten.

Die Engländerinnen klammerten sich schockiert an uns fest. Statt einem niedlichen 'Group Picture' wurde die Stille nur mit vereinzelten Fluchausbrüchen unterbrochen. Die Engländerinnen begannen ihren letzten verbleibenden Wein runterzuschütten.


Die Fenster waren mittlerweile so fest angelaufen, dass Primo sich aus dem Fenster lehnen musste, um noch etwas zu sehen.
Doch wo man hinschaute, links, rechts, hinten, vorne, nach und nach war die Sichtweite auf allen Seiten weniger als einen Meter. Draussen tobte ein Schneesturm und Primo avancierte zu unserem Helden. Als scheinbar menschliches Navigationsgerät navigierte er unseren Toyota durch den Schneesturm. Wie er den Weg fand, bleibt wohl für immer sein Geheimnis. Doch nach ein paar furchtvollen Minuten sahen wir endlich den blauen Himmel - wir hatten es zum Pass geschafft!


Kaum hatten wir unser Überleben gefeiert, blieb der Jeep im Schnee stecken.

Ohne gute Handschuhe und Schuhwerk (von Schnee war nie die Rede) begannen wir mit Hilfe unserer Essteller die Räder vom Schnee zu befreien und zum Halt Steine darunter zu schieben. Primo, unser Held, machte das ganze sogar ohne Handschuhe, was zeigt, dass auch er nicht mit soviel Schnee gerechnet hätte.
Zirka nach dem zehnten Versuch klappte es endlich, wir schafften es den Jeep anzuschieben. Yesss! Doch die Freude hielt nur kurz...

...der Jeep blieb gleich wieder im Schnee stecken...alles nochmal von vorne...und wieder bleibt er stecken...
Als wir langsam aber sicher keinen Bock mehr hatten und unsere Hände und Füsse eingefroren waren schafften wir es mit letzter Kraft den Jeep so anzuschieben, dass er nicht gleich wieder feststeckte.
Am unteren Ende des Berges wartete das schönste Geschenk, das man sich nach so einer Tortur vorstellen kann.


 ...ein Pool mit heissen Quellen und Primo bekam ein paar warme Umarmungen von den Engländerinnen
Was für eine Umgebung!


Weiter gings in Richtung chilenische Grenze nach San Pedro.
Wir dachten das würe ein Scherz, doch schon bald gerieten wir in Schneesturm Nummer 2.
Zum Glück entschied sich Primo diesmal frühzeitig umzudrehen. Spätestens als die Kälte beim Auto dann auch noch ein Kabel durchtrennt hatte, wollte definitiv jeder nur noch auf direktem weg zurück nach Uyuni. Nur mit einem kurzen Essstopp kamen wir am Abend müde in Uyuni an. Was für eine Tour!