Montag, 17. Juni 2013

Bolivien




Isla del Sol

Die Sonneninsel war unser erster Stopp in Bolivien. In der Inka Mythologie spielt diese Insel eine entscheidende Rolle. Hier soll der Sonnengott Inti die ersten beiden Inkas auf einem Felsen zur Erde gelassen haben. Wir können verstehen weshalb - ein wunderbarer Fleck Erde. Lieber Sonnengott Inti, du darfst uns gerne auch wieder mal hierher beamen!



Von Cha'llapamba im Norden...
...wanderten wir in drei Stunden...
...vorbei an wunderschoenen Buchten...
...bis in den Sueden der Insel nach Yumani

Auf  der Insel gibt es keine Fahrzeuge. Nur absolute Ruhe.

Yumani

La Paz


Läuft man in La Paz nur ein paar Meter den Hügel hoch, ringt selbst ein trainierter Marathonläufer nach Atem.



Die Stadt liegt in einer Senke zwischen 3200 und 4100 Metern über Meer.
Respekt vor diesem 'Schlepper'.
Der 'Hexenmarkt' birgt einige gruslige Überraschungen.


Mit einem Eis für 1 Boliviano (15 Rappen) und...
...einem Orangensaft für 5 Bolivianos (70 Rappen)...
...durch die Innenstadt
Ich habs gewagt weil ich dringend Passfotos brauchte. Fazit: Qualität unterirdisch!
Plaza Murillo mit dem höchstgelegenden Regierungssitz der Welt
Elektriker ist wohl kein Traumjob in Bolivien
Indigene Frauen protestieren auf der Strasse um ihre Rechte
Uns gefiel es hier so gut, dass wir später nochmals kamen und ein paar Tage relaxten.

Huayna Potosi
Bei der Planung zur Weltreise setzten wir uns einige Ziele. Zum Beispiel eine neue Sprache lernen, Tauchen lernen, Budgetziele usw.
Ganz zu oberst auf der Liste stand aber die Besteigung eines hohen Bergs in den Anden.
In La Paz, Bolivien, standen die Sternen richtig, die Zeit für die Herausforderung war gekommen. Und dieser Berg sollte es sein:






Name: Huayna Potosi
Höhe: 6'088 m
Basislager: 4'750 m
Höhenlager: 5'130 m
Steigung: durchschnittlich 45-50%







Tag 1
Am Morgen traffen wir uns mit unseren Bergführern im Reisebüro zur Materialkontrolle. Die Guides befanden unsere Joggingschuhe und Regenjacken wohl für nicht geignet und liehen uns deshalb die gesamte Ausrüstung aus: Eispickel, Gesichtsmaske, Steigeisen und viel warme Kleidung. Einen Spaziergang würde das anscheinend nicht werden.
Voll ausgerüstet fuhren wir mit der Crew, bestehend aus 2 lokalen Bergführern, uns 3 Amateuren und einem schlanken, vollbärtigen, hyperaktiven Belgier, dessen Lebensmotto "man weiss erst ob etwas schlecht ist, wenn man es ausprobiert hat" ist, Drogen eingenommen, so weit es ging den Berg hinauf.

Beim Basislager auf 4'750 m war Endstation für unseren Jeep. Hier richteten wir uns im Massenlager ein und folgten unseren Führern zu einem Gletscher. Es war Zeit für einen Crash-Kurs im Eisklettern. Auf Eispickeln abstützend liefen wir in Steigeisen den Gletschter hoch und runter. Richtig Spass machte das Klettern mit Eispickeln und Steigeisen an einer senkrechten Gletscherwand. Weil wir das alle so gut meisterten gabs für alle noch eine Ehrenrunde.
Den Abend in der Berghütte verbrachten wir ganz wie zu Hause mit Kartenspielen. Einzig statt einem Schieber spielten wir ein bolivianisches "Penalty" mit Geldeinsatz.

die gut gelaunten Wagemutigen mit dem Ziel im Hintergrund
das Naturtalent Fabian
auch Manu macht eine gute Figur
Klimarwärmung live: das "ewige" Eis am Huayna Potosi verliert jedes Jahr 2 bis 3 Meter Eisdicke 

Tag 2
Den zweiten Tag gingen wir gemütlich an. Erst mal Morgen essen, dann Mittagessen. Und zwischendurch weitere Kartenspiele.
Dann wuchs unsere Gruppe um 2 weitere Mitglieder an. Einen weiteren Guide und einen grossen, lauten und sympatischen Brasilianer, ausgestattet mit einer Blockflöte und einem Sombrero, der für die gesamte Gruppe Schatten spenden würde.

Dann galt es die ersten Höhenmeter zu absolvieren. Mit der gesamten Kletterausrüstung im Rucksack stiegen wir über einen Steinweg zum Höhenlager auf 5'130m. Nassgeschwitzt und ausser Atem erreichten wir nach 3 Stunden das Lager mit einer wunderbaren Aussicht.
Beim darauffolgenden frühen Abendessen wurde der Gipfelsturm vom nächsten Tag diskutiert. Da wir früh aufstehen würden, waren um 8 Uhr alle im Bett.


fantastisches Andenpanorama vom Hoehenlager aus,...
...begleitet von Flötenmusik und wilden Geschichten vom Belgier
Tag 3, der Gipfelsturm
Ohne in dieser Nacht je eingeschlafen zu sein wurden wir um Mitternacht für das Frühstück "geweckt". Nervosität vor dem Aufstieg, die Kälte, die Höhe und die vielen WC-Gänger im Schlafsal machten Schlafen unmöglich. Mit bis zu 6 Schichten bekleidet traten wir um 01:30 hinaus in die Dunkelheit. Manuel, Fabian und ein Guide bildeten eine Seilschaft, Simon und der Belgier plus Führer eine weitere und der Brasilianer hatte einen Führer für sich alleine.
Dann ging der "Spaziergang" los. Auf dem vom Vollmond erleuchteten harten Schnee stiegen wir die steilen Berghänge hoch. Nach etwa 2 Stunden kurzer Schritte und tiefen Atemzügen machte der Berg die Sicht frei auf La Paz. Tief unter uns rückten die Lichter der fast 4'000m hohen Stadt ins Blickfeld. Als die Stunden vergingen wurden die Schritte immer kürzer und die Pausen länger. 1 Schritt, 2 mal Atmen, 1 Schritt, 2 mal Atmen. Jeder ausgesetzte Atemzug wurde mit Erstickungsgefühlen bestraft.
Als der Himmel sich begann zu erhellen lagen nur noch hundert Meter vor uns. Dieser letzte harte Pfad kam überraschend und verlangte uns nochmals alles ab. Mit dem Eispickel kletterten wir den steilsten Abschnitt (60%) hoch und überquerten einen nur wenige Zentimeter breiten Bergkamm.

kurz vor dem Ziel liegt der schwierigste Teil noch vor einem (Quelle Internet)
Dann der grosse Moment: mit den ersten Sonnenstrahlen setzten wir unsere Füsse auf die Spitze des Berges. 6'088m. Weit um uns herum war niemand höher als wir. Eine unbezahlbare Aussicht und ein unglaubliches Gefühl von Erschöpfung und Stolz. Uns blieb buchstäblich der Atem weg!!

auf 6'088 m sehen wir wie die ersten Sonnenstrahlen den Horizont berühren
Am Ziel: Wayna Potosi, 6'088 m.ü.M.



Nach ein paar Siegerfotos und ein paar Minuten inne halten stiegen wir, um nicht zu erfrieren, mit Stolz erfüllt den Berg wieder hinab. Alle zusammen feierten wir im Höhenlager den Erfolg mit einer warmen Suppe. Doch lange nicht alle schafften es zur Spitze. Unser Brasilianer zum Beispiel hatte uns von weit unten auf der Bergspitze jubeln sehen und sich dann entmutigt zum Rückzug entschlossen.
Gestärkt stiegen wir bis ins Basislager hinab und fuhren zurück nach La Paz. Mission Completed!


The Andean Epic Tour (von den Bergen in den Dschungel)
Den Dschungel im Amazonas zu besuchen ist Pflicht auf jeder Südamerikareise. Die Urwaelder in Kolumbien, Ecuador und Peru übersprangen wir alle um am kostengünstigsten Ort den Dschungel zu erleben. Der Ort heisst Rurrenabaque und ist von La Paz aus auf 3 Wegen erreichbar:
- mit dem Flugzeug in einer Stunde (die teure Option)
- mit dem Bus in 24 Stunden (die günstige Version)
- mit einer Tour in 5 Tagen (für Abenteurer): von 5'000 auf 100 m.ü.M., von kargen Bergen zu dichtem Dschungel, von Minustemperaturen zu schwülwarmen 30 Grad.
Wir fühlten uns von der "Andean Epic Tour" sofort angesprochen. Mit uns auf die aussergewöhnliche Tour wagten sich zwei flotte deutsche Backpacker, eine unerschrockene Schwedin, ein englisches Paar und etwa fünf sonderbare Litauer (von uns auch Russen genannt).

Mit Jeeps wurden wir am ersten Morgen auf 5'000 m gebracht, von wo aus wir uns mit Downhill-Bikes in 2 Tagen über steinige, staubige und steile "Deathroads" tausende Höhenmeter bergab Richtung Dschungel in die Tiefe stürzten.

Vamos! Los gehts auf 5'000 m.ü.M.
Bolivien ist ein noch praktisch unentdecktes Paradies für Mountainbikefahrer

Die kahle Landschaft geht in saftige Berge über

nichts für Angsthasen
die Schulkinder wie auch wir machen eine Pause





neben dem Schulplatz werden Coca-Blätter getrocknet
Wo ist Manu?
Am 2. Tag hielten wir am morgen bei einer Schule zu einem spontanen Fussballspiel an. Die anschliessende Ankündigung von Alejandro des nächsten Treffpunkts im 5 Minuten entfernten Dorf überhörte Manuel. Im Dorf hielt Alejandro an einem Kiosk für eine "Glacepause" unter einem Baum neben der Strasse an. Als der Besenwagen kam, der immer der Gruppe hinterherfahren sollte, brachen wir gleich wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt suchte Simon seinen Freund unter den Leuten. Manuel war nicht zu sehen. "Warscheinlich ist dieser bereits mit vorne mit Alejandro weitergefahren", dachte sich Simon. Als er Alejandro beim nächsten Halt (ca. 30 min später) einholte, war Manuel jedoch nicht zu sehen. Manuel war verschwunden. Nach Befragung aller Teilnehmer waren diese sich einig, dass Manuel irgendwo zwischen aktuellem Standort und Fussballfeld verloren gangen sein musste. Da es aber eigentlich nur einen Weg gab, liess das alle schlimmes befürchten. Alejandro schickte sofort den Besenwagen zurück um Manuel zu suchen. Die Velofahrer führten ihre Reise fort. Nochmals 45 min später hielt der Trupp an einem Fluss an. Und siehe da wer uns vom anderen Ufer her zuwinkte. Manuel war gemütlich mit den wäschewaschenden Einheimischen am plaudern.
Später klärte sich auf, dass Manuel bei der Eispause uns nicht gesehen hatte und deshalb an uns vorbeigefahren war.
Ende gut, alles gut.

meh Drägg
Mit staubigen Lungen und Blasen an den Händen kamen wir nach 2 Tagen in einem Goldgräberdorf an. Hier stiegen wir auf ein Boot um, dass uns in 3 Tagen bis nach Rurrenabaque brachte.

Unser Captain navigiert uns sicher durch den seichten Fluss
während der Matrose nach Gefahren Ausschau häldt
Zeit ist Gold, Mittagessen wird uns auf dem Boot serviert
wir haben viel Zeit...
...um die Füsse baumeln zu lassen
Wildschweine kreuzen den Fluss
das Transportmittel der Ureinwohner, heute mit einem 1 PS Motor gepimpt
zwischendurch legten wir Stopps ein, für kurze Wanderungen zu Aussichtspunkten ...
..., zu Wasserfällen, ...
...und natürlichen Pools.
Auf Wanderungen lernten wir die besondere Flora und Fauna des Dschungels kennen, ...
...wie z.Bsp. der Gummibaum. Indigene Dschungelbewohner sammeln die Flüssigkeit und verkaufen sie zur Produktion von Reifen etc.

Die Russen
Die litauischen Fraktion war speziell. Von der Ausrüstung, über die Sprache, bis zum sonderbaren Verhalten.

Sonderbarer Russe I:
Der Anführer war ein MEB (Mount-Everest-Besteiger). Dies liess er auch gerne alle wissen. Nichts konnte diesen Mann einschüchtern. Auch nicht Simons Bemerkungen bei einer Tasse Tee:
Simon: "Möchtest du ein bisschen von meinem Schnapps in deinem Tee"
MEB: "Nein Danke"
Simon: "Aber im hochen Norden bei euch trinkt man doch bestimmt gerne Schnaps gegen die Kälte"
MEB: "Ich mag Alkohol nicht so"
Simon: "Ich dachte ihr Russen trinkt Vodka wie Wasser"
MEB: "Wir sind keine Russen!!!"

Sonderbarer Russe II:
Als einer unserer deutschen Freunde bemüht versuchte ein Feuer aufzubauen trat ein scheinbar besserwissende Russe ohne ein Wort das ganze Werk ohne ein Wort beiseite und baute sein eigenens Feuer auf!???

Sonderbare Russinnen:
Die älteren russischen Damen liessen weitgehend das Bike unangetastet. Wenn sie sich dann auf eine Wanderung durch den Dschungel wagten, dann nur im Moskitonetz-Kostüm.

Nein, richtig warm wurden wir nicht mit den Russen. Aber es giebt bestimmt auch nette Litauer.

Der spektakuläre Ausklang
Angekommen in Rurrenabaque checkten, abgesehen von den Russen, alle in einem Hostel ein. Später trafen wir uns zum Abendessen und setzten uns in eine Bar zu Trinkspielen zusammen. Es wurde viel gelacht, die Spiele immer banaler und alle immer betrunkener, bis es Zeit war zu gehen.
Wir waren alle dabei unsere Drinks zu bezahlen als die Engländerin zu ihrem Freund sagte: "Ich möchte ein Flasche Vodka". Als der Freund sich weigerte, bestand sie plötzlich auf 2 Flaschen Vodka. Wir machten uns aus dem Staub und liessen die Engländer zurück.
Nach 2 Stunden schlaf wurden wir alle von Schreien geweckt. Im Zimmer der Engländer ging die Post ab. Er schoss eine Matraze in den Gang, sie sprang nackt im Gang umher. Am nächsten Morgen kam er zu uns ins Zimmer, erzählte wie brutal seine Freundin sei und zeigte eine violette Bisswunde im Oberarm!!! Männer aufgepasst!

Rurrenabaque
Die Stadt ist Ausgangspunkt für Touren zu den umliegenden Pampas und zum einzigartigen Madidi Nationalpark, in dem mehr geschützte Tierarten leben als in jedem anderen Nationalpark der Welt. Jährlich kommen über 12'000 Besucher nach Rurrenabaque.
Während unserem Aufenthalt in Rurrenabaque stiessen wir vor allem auf Israelis, was wohl mit dem Buch "Lost in the Jungle" zu tun hat: 1982 verirrten sich israelische Touristen im Urwald und nur einer von ihnen überlebte. Er fand erst nach drei Wochen in die Zivilisation zurück. Er schrieb ein Buch über seine Erlebnisse, das dann zum Kassenschlager wurde und scheinbar vor allem die Israelis auf Rurrenabaque aufmerksam macht.
Aber auch viele Schweizer findet man in dieser Stadt im Dschungel. Der Pensionär Ruedi, der sein Haus mit Pool direkt neben Hans gebaut hat, erzählte uns von seinen Projekten eine Brücke über den Fluss Beni und eine Gondelbahn zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Rurrenabaque bauen zu lassen.

Pampas Tour
Gleich vier weitere Schweizer (und eine Französin) trafen wir für eine dreitägige Tour durch die reiche Tierwelt am Fluss Yacuma.





Achtung - Delfine beissen. Für die pinken Delfine gehört zum spielen in den kleinen Zeh beissen.
Achtung - Manu am Steuer;)


auf der erfolglosen Suche nach Anakondaa


erfolgloser Versuch Piranhas zu fangen

Wir sind gewarnt worden, dass in Bolivien nicht immer alles nach Plan laüft und Streiks an der Tagesordnung liegen. Doch gewarnt wird immer und überall in Südamerika und weil auf unserer Reise bisher mehr oder weniger alles flott gelaufen war, glaubten wir den Geschichten nicht richtig. Bis wir von unserer Tour zurück nach Rurrenabaque fahren wollten.

Die Strasssenblockade
Von den Pampas nach Rurrenabaque führt genau 1 Weg. In der Hälfte der Strecke hielt unser Fahrer hinter einer langen Autokolonne. Er informierte, dass wir aussteigen und hundert Meter weiter vorne einen anderen Wagen nehmen sollten, weil er nicht weiterfahren könne. Und weg war der Fahrer.
Wir liefen also auf das "Hindernis" zu, das sich als eine Strassenblockade von ein paar wütenden Mienenarbeitern, die ihre CHF 150 Monatslohn als ungerecht erachteten und 60% Pension zu wenig fanden, herausstellte.
Das finden wir ja eigentlich auch, aber mit uns hat das nichts zu tun, dachten wir uns, und versuchten an ihnen vorbei zu laufen. Schlechte Idee. Denn plötzlich kamen Steine geflogen. Wir wollten es nicht auf die Spitze treiben und machten einen Rückzieher. Als weitere Touristen, darunter auch Familien, vor der Blockade abgeladen wurden, setzten wir uns mit ihnen zusammen zur Lagebesprechung.


Forderung der Streikenden: Wir sollten auf unserer Seite der Blockade eine Unterkunft suchen, denn die Strecke würden sie nicht so schnell wieder freigeben. Ausserdem gäbe es einen Flughafen auf unserer Seite der Blockade, von wo aus wir wieder in unsere Länder zurückfliegen könnten.

Diskussion der Touristen: Da viele Kinder dabei sind, unsere Reisepässe in Rurrenabaque lagen und es in ein paar Stunden dunkel werden würde, müsse man einen Weg um die Blockade finden und zwar schnell.

Der Plan: Der am besten Spanischsprechende von der Gruppe stattete den einheimischen Bewohnern an der Strasse einen Besuch ab. Im Namen der Gruppe verhandelte er mit den Ortskundigen eine dreistündige Führung durch den Wald und Sumpf um die Blockade herum für umgerechnet etwa CHF 150.-.

Die Umsetzung:

Möglichst unauffällig folgen wir der Bauernfamilie...
...durch den Sumpf...
...und über Stacheldrähte.

während andere Panik schieben, freuen wir uns über die Action

nach 3 Stunden sind wir wieder zurück auf der Strasse
we love Happy Endings

Uyuni
Falls du zu den Typen gehörst, bei denen immer alles durchgeplant sein muss, solltest du deine Finger besser von Bolivien lassen. Ein bombensicherer Plan B ist essenziell, denn in Bolivien ersetzt Plan B früher oder später immer Plan A.

Ehrlich gesagt, das ewige Busfahren hatten wir langsam sowas von satt. Umso mehr freuten wir uns deshalb unseren nächsten Reiseabschnitt in einen Zug sitzen zu dürfen. Mit 40km/h Lichtgeschwindigkeit verbindet der Espresso del Sur die Hochlandebene zwischen Ururo und Uyuni. Gemütlich stiegen wir mit einer deutschen Ü60 All-Inklusive Reisegruppe (ja die gibts sogar hier) in den Espresso del Sur ein. Pünktlich zur Abfahrt kam dann die Durchsage, dass die Mienenarbeiter nun auch die Zugstrecke blockierten. Das Chaos bei den Ü60ern war gross und wurde noch grösser, als wir ihnen dann noch frech die letzten zwei Plätze im Bus wegschnappten. Aus gemütlicher Zugfahrt wurde eine Horrorfahrt im Nachtbus. Ohne wircklich ein Auge zugemacht zu haben, kamen wir mitten in der Nacht im eiskalten Uyuni an. Die Busfahrt schafft es locker in unsere Top 3 der schlimmsten Busfahrten. Es rumpelte und vibrierte was das Zeug hält, sodass sich Simon fragte, wieviele Frauen bei dieser Fahrt schon ungewollt einen... Okay lassen wir das.

Uyuni hat nebst dem langsamsten Internet der Welt, kalten Duschen, noch kälteren Temparaturen ausserhalb der Dusche und eisigen Winden rein gar nichts zu bieten! Kein Wunder wimmelt es im Internetforen nur so von negativen Kommentaren über diese Geisterstadt und deren Touren zum Salzsee. Von kaputten Fahrzeugen über ungeniessbares Essen bis zu betrunkenen Tourführern ist so ziemlich alles vertreten. Doch ehrlichgesagt, wenn wir in Uyuni leben müssten, würden wohl auch wir jeden Tag zu bolivianischem Schnaps greifen. Nichtsdestotrotz ist Uyuni der Ausgangspunkt zu einer der einzigartigsten Landschaften der Welt - ein wahres Highlight Südamerikas.

Tag 1 - Salar de Uyuni

Am nächsten Tag gings um 10.30 Uhr los. Ein erster Pluspunkt. Die Bolivianer wissen eben, wann der Tag beginnt!


Mit dabei das charmante deutsche Pärchen Leander und Paula (hinten rechts) sowie die hippen Londonerinnen Freya und ? (vorne).
Der Toyota Landcruiser machte einen guten Eindruck, unser Fahrer Primo schien nüchtern zu sein und die zwei Engländerinnen hatten gleich vier Flaschen Wein im Gepäck. Es konnte losgehen!

Nach dem ersten Stopp bei einem Eisenbahnfriedhof war klar...
...die Engländerinnen wollten Fotos...
...und zwar viele!
Am liebsten 'Group Pictures'. 
Schliesslich gings auf den 3'600 Meter über Meer gelegenen Salar de Uyuni, der mit 10'582 km2 grösste Salzsee der Welt (ein Viertel der Schweiz).


Die ganze Salzmenge wird auf etwa 25'000 Tonnen geschätzt. Nur ein kleiner bruchteil davon wird verwendet - alles in Handarbeit.


Mit Schaufeln ausgerüstet tragen die Arbeiter das Salz zu kleinen Hügeln zusammen, dort wird es vom Wind getrocknet und dann von einem Lastwagen abtransportiert.
Wir treffen die einzigen sechs Arbeiter, welche gerade mit einem Tetrapack Wein eine Pause einlegen. Auf die Frage, wieviel Salzhaufen sie denn insgesamt am Tag machen antworten sie mit ,,sechs" und boten uns daraufhin ein paar Coca-Blätter und Wein an. Wie lange die Weinpause wohl schon dauern mag?;-)


In der Regenzeit wird der Salar de Uyuni zu einem der grössten natürlichen Spiegeln der Welt...
...und auch in der Trockenzeit ist er nicht weniger atemberaubend.





Im Sekundentakt hören wir das Knipsen von Fotokameras. Hier wird selbst das scheue Vorstadtmädchen zwischenzeitlich zum fotogeilen Supermodel und der Fotograf darf sich einmal wie ein Mitarbeiter vom renomierten National Geographic fühlen. Hier jemand der sich mit akrobatische Verrenkungen in Szene setzt, da jemand der sich für seinen Schatz auszieht und...

...dort jemand der die perfekte optische Täuschung vorzumachen versucht.
Und auch wir werden von unseren zwei Engländerinnen mit ihren unverkennlichen Piepsstimmen immer wieder zu 'Group Pictures' aufgefordert.









Nach dem Essen gings mit unserem stetig schweigenden Tourführer Primo weiter...
...zur Isla de Pescado.




Wir übernachten in einem Hotel, welches komplett aus Salz errichtet wurde.

Tag 2

Wir waren voller Spannung, was wohl der Tag bringen mag. Doch auch am nächsten Morgen wurde unser Tourführer nicht gesprächiger und es stellte sich heraus, dass Primo gar kein wircklicher Tourführer war. Entweder er hatte wirklich keinen Plan von nichts oder er hatte nach seinen angeblich 23 Dienstjahren einfach keinen Bock mehr auf irgendwelche Art von Kommunikation. Wenn man bedenkt, dass Primo keine Freitage und Ferien hat, ist dies auch irgendwie nachvollziehbar. Seine Frau tut uns echt leid! Auf jedenfall wurde die ganze Tour dadurch ein grosses Ratespiel. Wie sieht der Plan aus? Wo gehts als nächstes hin? Wie lange gehts noch? Was ist das dort für ein Vogel? Wieso ist dieser See rot?

Auf bis zu 5'000 Metern Höhe änderte sich die Landschaft so rasch wie die Musikstile in unserem Radio. Doch alle hatten etwas gemeinsam - sie wirkten sureal und faszinierend.

Wir fuhren durch die Siloli Wüste...


...vorbei an wunderschönen Steinformationen...
...mondähnlichen Landschaften...



bis hin zu atemberaubenden, farbenfrohen Lagunen. 
Laguna Hadiendo
Unglaublich, dass wir hier auf über 4'000 Metern über Meer auf rosa Flamingos treffen.
Insgesamt findet man hier drei verschiedene Flamingoarten.
Irgendwie bekamen wir das Gefühl nicht los, das unser Primo sich ständig verfährt. Kaum zu glauben, dass dieser Mann später noch zu unserem Helden avancieren sollte.

Trotzdem kamen wir gegen Abend an der Laguna Colorada und somit im Nationalpark "Eduardo Avarora" an.
Diese wunderschöne Lagune hat ihre Farbe durch die spezielle Algenart und der Mineralien.
Wir schlugen unsere Camps auf und zogen alles an, was unser Rucksack hergab. Doch auch unzählige Schichten Kleider, warme Pasta und Wein schafften es nicht unsere Körper zu wärmen. Es war eisig kalt und draussen begann es zu allem übel auch noch zu schneien an. Von anderen Travelern haben wir erfahren, dass ihre Tours bis auf weiteres annuliert wurden. Der 5'000 Meter hohe Pass war unbefahrbar. Doch unser Primo hielt an seinem Plan fest, um 5 Uhr ist Tagwache.

Tag 3

Tatsächlich war um 5 Uhr das Frühstück mit Pancakes bereit und wir waren scheinbar die einzige Gruppe, welche daraufhin unsere Rucksäcke aufs Dach des Jeeps banden. Wir nahmen die mit Schnee bedeckte Passstrasse in Angriff. Der Schneefall wurde dichter und dichter. Von einem nur wenige Meter hinter uns liegenden Jeep sahen wir bald nur noch ganz schwach die Vorderlichter. Nach einer Weile wurde es wohl auch dieser Tourgruppe etwas ungeheuer zumute und wir sahen, wie sich die Lichter von uns abwandten.

Die Engländerinnen klammerten sich schockiert an uns fest. Statt einem niedlichen 'Group Picture' wurde die Stille nur mit vereinzelten Fluchausbrüchen unterbrochen. Die Engländerinnen begannen ihren letzten verbleibenden Wein runterzuschütten.


Die Fenster waren mittlerweile so fest angelaufen, dass Primo sich aus dem Fenster lehnen musste, um noch etwas zu sehen.
Doch wo man hinschaute, links, rechts, hinten, vorne, nach und nach war die Sichtweite auf allen Seiten weniger als einen Meter. Draussen tobte ein Schneesturm und Primo avancierte zu unserem Helden. Als scheinbar menschliches Navigationsgerät navigierte er unseren Toyota durch den Schneesturm. Wie er den Weg fand, bleibt wohl für immer sein Geheimnis. Doch nach ein paar furchtvollen Minuten sahen wir endlich den blauen Himmel - wir hatten es zum Pass geschafft!


Kaum hatten wir unser Überleben gefeiert, blieb der Jeep im Schnee stecken.

Ohne gute Handschuhe und Schuhwerk (von Schnee war nie die Rede) begannen wir mit Hilfe unserer Essteller die Räder vom Schnee zu befreien und zum Halt Steine darunter zu schieben. Primo, unser Held, machte das ganze sogar ohne Handschuhe, was zeigt, dass auch er nicht mit soviel Schnee gerechnet hätte.
Zirka nach dem zehnten Versuch klappte es endlich, wir schafften es den Jeep anzuschieben. Yesss! Doch die Freude hielt nur kurz...

...der Jeep blieb gleich wieder im Schnee stecken...alles nochmal von vorne...und wieder bleibt er stecken...
Als wir langsam aber sicher keinen Bock mehr hatten und unsere Hände und Füsse eingefroren waren schafften wir es mit letzter Kraft den Jeep so anzuschieben, dass er nicht gleich wieder feststeckte.
Am unteren Ende des Berges wartete das schönste Geschenk, das man sich nach so einer Tortur vorstellen kann.


 ...ein Pool mit heissen Quellen und Primo bekam ein paar warme Umarmungen von den Engländerinnen
Was für eine Umgebung!


Weiter gings in Richtung chilenische Grenze nach San Pedro.
Wir dachten das würe ein Scherz, doch schon bald gerieten wir in Schneesturm Nummer 2.
Zum Glück entschied sich Primo diesmal frühzeitig umzudrehen. Spätestens als die Kälte beim Auto dann auch noch ein Kabel durchtrennt hatte, wollte definitiv jeder nur noch auf direktem weg zurück nach Uyuni. Nur mit einem kurzen Essstopp kamen wir am Abend müde in Uyuni an. Was für eine Tour!

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