Szenenwechsel: von Backpacker-Hostels zu amerikanischen Einfamilienhäusern.
Premiere: Wie wir uns bei unserem ersten Marathon schlugen.
Salt Lake City, Utah
Am 3. Juni verliessen wir die Südhalbkugel nach Salt Lake City, Utah, zu Simons aussergewöhnlicher Verwandtschaft. Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen und deren Kinder zählen an die 100. Praktisch alle gehören der Kirche Jesu Christi der heiligen der letzten Tage, auch bekannt als Mormonen, an, setzen viel Wert auf eine grosse und intakte Familie und haben alle ein riesen grosses Herz, in welches auch Manuel wie ein Familienmitglied geschlossen wurde.
Während 2 Wochen wurden wir beherbergt, unterhalten, bekocht, oder besser gesprochen gemästet, und umworben.
Für einmal mussten wir uns nicht mit Fahrplänen, Hostelpreisen etc umeinanderschlagen, sondern konnten wie normale, zivilisierte, sesshafte Leute mit dem (geborgten) Auto einkaufen gehen, uns aus dem Kühlschrank bedienen, warm duschen und DVDs gucken. So zu sagen Ferien vom Reisen.
Thanks Merrell Family!!!
Special thanks to:
The Mooneys
Zeigten uns den amerikanischen Lifestyle mit "Smores" und "Slurpies", waren unsere grosszügigen Sponsoren des Campingtrips nach Kanada und diverser Flüge in den Staaten.
Roy, Shanna, Shaleece and Taylor Merrell
Waren so zusagen unsere local Guides zu den Sehenswürdigkeiten Shopping, deftig essen und Unterhaltung;)
Bei Familientreffen und weiteren Einladungen konnten wir den Rest der Verwandtschaft treffen, von den Kleinsten bis zu den Weisesten.
Wir müssen hier eingestehen, der Stopp in Salt Lake war natürlich nicht Zufall, sondern clever geplant. Denn so konnten wir nicht nur all diese tollen Leute sehen und kennelernen, sondern uns auch das Camping Equipment leihen statt kaufen und ein Auto borgen statt teuer zu mieten.
Simons Cousins Leidenschaft ist Lacrosse |
Und uns für einen Marathon anmelden...
Simons Marathon
Die Vorbereitung
Ist unverzichtbar. Sobald ich den Entscheid gefällt und mich angemeldet hatte für das Rennen, trainierte ich während den knapp 3 Monaten 4 mal die Woche. Auf der einen Seite war dies einfach, denn ich hatte beim Reisen ja keine Verpflichtungen und daher soviel Zeit wie ich wollte. Andererseits waren die Trainingsbedingungen etwas...naja...umständlich. In Städten wie Lima oder Rio de Janeiro musste ich zuerst einen Park suchen, im Dschungel in Bolivien war die einzige Strasse der Fluss, im Altiplano Boliviens auf 4000 m.ü.M. blib mir schon beim gehen der Atem weg und als ich beim Runden joggen meine Jacke über eine Parkbank legte, war sie bei der nächsten Runde schon weg.
Trotz diesen schwierigen Umständen habe ich aber fast immer einen Weg gefunden und bin so etwa 450 km als Vorbereitung gejoggt.
Das Rennen
Ich war nervös. Hatte ich genug trainiert? Welches Tempo soll ich laufen? Wann soll ich trinken und essen? Was soll ich überhaupt essen? Und wieviel?
Aber als ich beim Start mich mit den Tausenden anderen Läufern eingereiht hatte und die Euphorie und das kollektive Gefühl spürte, die ganze Horde klatschte und begann zu laufen, war diese ganze Nervosität wie weggeblasen und wich einer Begeisterung und Gänsehaut. Die ersten Kilometer fühlten sich gar so unfassbar leicht an, dass ich kurzerhand das Tempo erhöhte, was sich als grossen Fehler herausstellen sollte...
Ich konzentrierte mich auf Flüssigkeit und Energiezufuhr. Das ist gar nicht so einfach: zu viel und du bekommst Seitenstechen, zu wenig und dir geht schnell die Kraft verloren.
Ich fand den Mittelweg und hielt mich gut bis Kilometer 35. Das war das weiteste, dass ich im Training je gelaufen hatte. Das ist der Punkt an dem der Schmerz einsetzt. Der Körper kennt diese Distanz nicht, der Kopf sagt dir es ist ungesund weiterzulaufen und versucht dich zum stehen bleiben zu überreden. Bei kleinen Steigungen musste ich unter anderen, so sehr es mich im stolz auch verletzte, Frauen und Grauhaarige an mir vorbei ziehen lassen. Als ich sie bei Abfahrten nicht mehr einholen konnte, brach mein Rythmus und mein Tempo zusammen. Es blieben 8 Kilometer zu laufen. Das Leiden begann. Mit Krämpfen schlich ich die lange heisse Gerade in der Stadt Provo in Utah Richtung Ziel. Einen Kilometer vor dem Ziel rief ich aber irgendwoher nochmals Energiereserven hervor. Als Manuel mich auf der Zielgerade empfieng und ins Ziel puschte, reichte es sogar noch für einen Schlussspurt.
Es war vollbracht! Das schöne Gefühl der Erleichterung setzte ein. Pain you enjoy - das Motto des Marathons hätte nicht passender sein können.
Zu unmenschlich früher Stunde klingelt in 'unserem' Trailer in Utah der Wecker. Doch die Vorfreude auf den Halbmarathon übertrifft meine Müdigkeit bei weitem. Der Tag ist endlich gekommen - heute wird sich zeigen, ob sich das ganze Training auf Reisen ausbezahlt hat. Als ich mit Simon zum Marathongelände nach Provo fahre, gehen mir nochmals die teilweise nicht ganz optimalen, teilweise aber auch wunderbaren Trainingverhältnisse durch den Kopf. Etwa in Bolivien bei extremer Luftfeuchtigkeit im Dschungel oder nach Luft ringend auf knapp 4000 Metern Höhe in La Paz. Im Gegensatz dazu perfekte Bedingungen wie zum Beispiel mit Onkel Anabolika und Tante Silikon an der Copacabana in Rio de Janeiro. Langeweile beim Training kam definitv nie auf!
So wünschen wir einander mit einer männlichen Umarmung viel Glück. Für mich gehts mit dem Shuttle Richtung Startgelände des Halbmarathons, Hardcore-Simon gibt sich derweil die volle Dröhnung auf den 42 Kilometern. Im Bus zeigt sich bereits das Bunt gemischte Teilnehmerfeld. Da vorne der durchtrainierter Spitzensportler mit aerodynamischem Olympia-Kurzhaarschnitt, da hinten die Mama, für die der Marathon nach einer McDonalds-Diät wohl noch ein wenig zu früh kommt, und neben mir ein Mann mit dem Atem einer Lokomotive, der es mit seinen geschätzten 80 Jahren nochmals allen so richtig zeigen will. Dementsprechend sind auch die kurzen Gespräche vor den kleinen Feuerstellen im Startraum sehr interessant. Schlussendlich haben alle eine andere Motivation, eine andere Geschichte, jeder aber das gleiche Ziel. Und dieses Ziel kommt immer wie näher. Langsam wirds ernst und ich suche meinen sogenannten Pace-Maker. Laut meinem treuen Wegbegleiter, dem Asics-Trainingsplan, sollte ich die rund 21 Kilometer in 1 Stunde 55 Minuten rennen. Ich gebe meinen kleinen Rucksack ab und gehe ins Getümmel Richtung Schild mit der Aufschrift 1.55. Zu meinem erstaunen hat sich Lokomotiven-Opa direkt neben mir eingereiht, weit vor mir kann ich den Kurzhaar-Spitzensportler direkt an der Startlinie sehen. Die Mama ist bereits am Start verschollen. Mein Ipod läuft, Kopfhörer in den Ohren und mein 2 Stunden Motivationsmix wartet darauf abgespielt zu werden.
Dann der Startschuss, lauter Beifall und ab gehts. Das beste eines Halbmarathons schonmal vorweg: Es gibt reichlich zu Essen und zu Trinken und zwar in regelmässigen Abständen von 1 Kilometer gefolgt von einem Festmahl im Zielgelände. Der Utah Valley Halbmarathon stellt sich aber nicht nur essenstechnisch als optimaler erster Halbmarathon für mich heraus. Das Streckenprofil ist abgesehen von einer Steigung stets ein wenig abfallend und zusätzlich im Schatten. Meine Tagesform scheint zu stimmen und ich hüpfe wie Bambi durch Utahs Tal Richtung Provo. Naja, so elegant siehts wohl nicht aus aber nach den ersten Kilometern habe ich das Gefühl, dass da noch ein wenig mehr geht. Ich entferne mich immer mehr der 1.55er Gruppe. Fortan laufe ich mein Tempo weiter und kann schon bald eine grössere Gruppe vor mir sehen. Als ich diese Gruppe ünerhole kann ich ein Typ mit dem Schild 1.50 entdecken. Dieser Anblick gibt mir dierkt nochmals einen Schub und ich lasse auch diese Gruppe hinter mir. Langsam geht es auf die letzten Kilometer und mitlerweile sehe ich wohl eher wie ein rennendes Nilpferd aus als ein junges Reh. Und so fühlte ich mich auch! Der Wille war trotzdem grösser als die Schmerzen und am Horizont konnte ich bereits die 1.45er Gruppe sehen. Ich bündle nochmal alle meine Energiereserven und durchlaufe das Ziel. Ein Blick zur Anzeige zeigt die Zeit 1.47.07.
Mit dem Resultat bin ich mehr als happy und gönne mir beim Warten auf Simon im Zielgelände das volle Programm: Früchte, Fleisch, Dessert, Massage, Eisbad! Früher oder später kann ich dann alle im Zielraum entdecken. Der Spitzensportler, den Opa und auch die Mama hats geschafft. Zwei Stunden später darf ich mit Simon nochmals durchs Ziel laufen und ihm zu seinem Marathon gratulieren.
Manuels Halbmarathon
Zu unmenschlich früher Stunde klingelt in 'unserem' Trailer in Utah der Wecker. Doch die Vorfreude auf den Halbmarathon übertrifft meine Müdigkeit bei weitem. Der Tag ist endlich gekommen - heute wird sich zeigen, ob sich das ganze Training auf Reisen ausbezahlt hat. Als ich mit Simon zum Marathongelände nach Provo fahre, gehen mir nochmals die teilweise nicht ganz optimalen, teilweise aber auch wunderbaren Trainingverhältnisse durch den Kopf. Etwa in Bolivien bei extremer Luftfeuchtigkeit im Dschungel oder nach Luft ringend auf knapp 4000 Metern Höhe in La Paz. Im Gegensatz dazu perfekte Bedingungen wie zum Beispiel mit Onkel Anabolika und Tante Silikon an der Copacabana in Rio de Janeiro. Langeweile beim Training kam definitv nie auf!
So wünschen wir einander mit einer männlichen Umarmung viel Glück. Für mich gehts mit dem Shuttle Richtung Startgelände des Halbmarathons, Hardcore-Simon gibt sich derweil die volle Dröhnung auf den 42 Kilometern. Im Bus zeigt sich bereits das Bunt gemischte Teilnehmerfeld. Da vorne der durchtrainierter Spitzensportler mit aerodynamischem Olympia-Kurzhaarschnitt, da hinten die Mama, für die der Marathon nach einer McDonalds-Diät wohl noch ein wenig zu früh kommt, und neben mir ein Mann mit dem Atem einer Lokomotive, der es mit seinen geschätzten 80 Jahren nochmals allen so richtig zeigen will. Dementsprechend sind auch die kurzen Gespräche vor den kleinen Feuerstellen im Startraum sehr interessant. Schlussendlich haben alle eine andere Motivation, eine andere Geschichte, jeder aber das gleiche Ziel. Und dieses Ziel kommt immer wie näher. Langsam wirds ernst und ich suche meinen sogenannten Pace-Maker. Laut meinem treuen Wegbegleiter, dem Asics-Trainingsplan, sollte ich die rund 21 Kilometer in 1 Stunde 55 Minuten rennen. Ich gebe meinen kleinen Rucksack ab und gehe ins Getümmel Richtung Schild mit der Aufschrift 1.55. Zu meinem erstaunen hat sich Lokomotiven-Opa direkt neben mir eingereiht, weit vor mir kann ich den Kurzhaar-Spitzensportler direkt an der Startlinie sehen. Die Mama ist bereits am Start verschollen. Mein Ipod läuft, Kopfhörer in den Ohren und mein 2 Stunden Motivationsmix wartet darauf abgespielt zu werden.
Dann der Startschuss, lauter Beifall und ab gehts. Das beste eines Halbmarathons schonmal vorweg: Es gibt reichlich zu Essen und zu Trinken und zwar in regelmässigen Abständen von 1 Kilometer gefolgt von einem Festmahl im Zielgelände. Der Utah Valley Halbmarathon stellt sich aber nicht nur essenstechnisch als optimaler erster Halbmarathon für mich heraus. Das Streckenprofil ist abgesehen von einer Steigung stets ein wenig abfallend und zusätzlich im Schatten. Meine Tagesform scheint zu stimmen und ich hüpfe wie Bambi durch Utahs Tal Richtung Provo. Naja, so elegant siehts wohl nicht aus aber nach den ersten Kilometern habe ich das Gefühl, dass da noch ein wenig mehr geht. Ich entferne mich immer mehr der 1.55er Gruppe. Fortan laufe ich mein Tempo weiter und kann schon bald eine grössere Gruppe vor mir sehen. Als ich diese Gruppe ünerhole kann ich ein Typ mit dem Schild 1.50 entdecken. Dieser Anblick gibt mir dierkt nochmals einen Schub und ich lasse auch diese Gruppe hinter mir. Langsam geht es auf die letzten Kilometer und mitlerweile sehe ich wohl eher wie ein rennendes Nilpferd aus als ein junges Reh. Und so fühlte ich mich auch! Der Wille war trotzdem grösser als die Schmerzen und am Horizont konnte ich bereits die 1.45er Gruppe sehen. Ich bündle nochmal alle meine Energiereserven und durchlaufe das Ziel. Ein Blick zur Anzeige zeigt die Zeit 1.47.07.
Mit dem Resultat bin ich mehr als happy und gönne mir beim Warten auf Simon im Zielgelände das volle Programm: Früchte, Fleisch, Dessert, Massage, Eisbad! Früher oder später kann ich dann alle im Zielraum entdecken. Der Spitzensportler, den Opa und auch die Mama hats geschafft. Zwei Stunden später darf ich mit Simon nochmals durchs Ziel laufen und ihm zu seinem Marathon gratulieren.
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