Freitag, 7. Juni 2013

Peru




Lima
Nach ein paar wilden Nächten, leichtem Schädelbrummen und guten Wellen verliessen wir Montanita schweren Herzens. Auch wenn das Stranddorf optisch mit zum hässlichsten gehört, was wir auf unserer Reise gesehen haben, hat das Leben dort seine Reize. Wer mal die Chance hat nach Montanita zu gehen, wird uns verstehen;) Wir sind froh durften wir dieses Leben in so einer wunderbaren Familie wie die Familie Borbor erleben. Vielen Danke für die Liebe und Gastfreundschaft!

Zeit weiterzuziehen. Auf nach Peru. Viele Traveler setzen sich von Guayaquil nach Lima gemütlich in den Flieger. Masslos übertriebener Luxus für uns. Wir kauften uns ein Busticket und los ging unsere bisher längste aller Busfahrten. 30 Stunden entlang der surreal wirkenden Wüstenküste nach Peru. Ausser ein paar provisorischer Fussballfelder und ein paar schäbiger Hütten gibt es dort nur wunderschöne Sanddünen, welche sich zu den menschenleeren Stränden des strahlend blauen Pazifik runterwinden. Landschaftskino auf höchstem Niveau! Am liebsten wollte der Manu direkt aus dem Bus rausspringen, hoffen das neben seinen Füssen ein Surfboard vom Himmel fällt und raus ins Wasser paddeln.

Mit Kopfhörer in unseren Ohren und träumerisch aus dem Fenster blickend wechselte das Fensterkino relativ schnell zu einem unschönen Bild. Die schäbigen Hütten wurden mehr und mehr, bis schlussendlich alles bis weit oben zu den steilen Hügeln mit tausenden kleinen Schachtelhütten bedeckt war. Willkommen in den 'Barridas' - den Slums von Lima, wo zirka 2,5 Millionen Menschen am Abgrund der Gesellschaft leben. Vom Staat völlig fallen gelassen leben hier die Leute in unglaublich primitiven Verhältnissen. Wasser und Nahrung gibt es kaum. Die Leute haben keinen Zugang zu Medizin, ein Schulsystem existiert wenn nur beschränkt. Mit der Hoffnung eines besseren Lebens sind viele Peruaner von den Anden in die Vororte von Peru gezogen und müssen hier jetzt auf dem nackten Boden inmitten von einer riesigen Mülllandschaft einschlafen. Nirgendwo sonst haben wir bisher den Kontrast zwischen Arm und Reich so extrem erlebt und gesehen wie in Lima. Kaum fährt unser Bus ins Stadtzentrum ändert sich das Bild schlagartig. Europäisches Flair kommt auf und spätestens im Viertel Miraflores reihen sich Fussballfelder mit Kunstrasen an moderne Häuser und Supermärkten, die eher an Luxuspaläste erinnern.

Wir schnappen uns ein Taxi und fahren vom Busterminal direkt durch den Grossstadtdschungel in Richtung Flughafen. Dort sollte eigentlich unser Freund Fabian auf uns warten. Betonung auf 'sollte', denn direkt aus der kalten Schweiz eingeflogen war er natürlich mit unserem mittlerweile lateinamerikanischen Verständnis von Pünktlichkeit nicht vertraut. Da wir auf keine Art und Weise erreichbar sind (mit Handys und Co. haben wirs vor längerer Zeit schon aufgegeben), begann die Suchaktion am Flughafen. Irgendwann liefen wir dann dem Fäbi, welcher schon mit einem 'Was-wenn-ich-die-zwei-Idioten-nicht-treffe' drei Wochenplan ausgestattet war, doch noch über den Weg und die Freude war natürlich gross! Wir beschlossen unsere Reunion und den neuen Reisepartner Fabian zu feiern (Obwohl Fäbi, jetzt können wir ja ehrlich sein, nur wegen einem Mangel an Jass-Partnern mit uns mitreisen durfte;-) Ab gings an einem Montag, eigentlich alle total am Ende, ins ominöse direkt neben unserem Hostel liegende 'Tequila Rocks'. Nachdem wir den Eintrittspreis von zirka 50 Soles auf rekordverdächtige 0 Soles runterhandeln konnten, traten wir ein in die Stimmungsbombe 'Tequila Rocks'. Ausser wir und ein paar junge Frauen war da tote Hose. Schnell war auch klar, dass die Frauen nicht zum Limbotanzen da waren. Da dies jedoch ein Tanzklub war und die Frauen deshalb nicht direkt auf ihre Kunden losstürmen durften, wurden wir auch schön in Ruhe gelassen und verabschiedeten uns nach einem Drink aus dem Alibi-Tanzklub. Ein wunderbarer erster Eindruck von Südamerika für unseren Fäbi war es aber allemal.

Bevor Fäbi und Manu einen neuen Versuch starteten, schnappten wir uns am nächsten Tag ein Fahrrad und machten die Strassen von Lima unssicher. Wobei in Realität eher die Strassen von Lima uns unsicher machten, denn Lima ist nicht gerade als das Amsterdam von Südamerika bekannt. Wir waren überrascht von der hohen Lebensqualität und vorallem der sportlichen Angebote. Über Gleitschirmfliegen, Surfen, Skatepark, Jogging-Bahn war da alles im Angebot. Am Abend gaben Fäbi und Manu dem Nachtleben von Lima nochmals eine Chance.








Die peruanische Küche gilt als weltweit einer der Besten. Simon versucht sich an Ceviche (roher Fisch).

Uns zog es diesmal in das Bohemian-Viertel 'Barranco', wo wir unser Glück mit einem echten Salsa-Schuppen fanden. Der Ort war vollgestopft mit Leuten (an einem Dienstag!) und voller Schweiss und Leidenschaft. Nur schon das Zuschauen machte enorm Spass. Obwohl uns mittlerweile bei den Grundschritten niemand mehr das Wasser reichen kann, war das Tanzen von den Vollblutprofis wie von einem anderen Stern. Wir schnappten uns einen Drink und stellten uns erstmal in den Amateur-Ecke. Nach einem weiteren Drink (oder waren es zwei?) bekamen wir dann auch noch unsere paar Gratis-Salsa-Lektionen ab;-) Nun war der Fäbi richtig in Peru angekommen.

Nachdem Simon wiedermal einen Versuch mit einem straffen Dreiwochenplan gestartet hat, ging unsere Reise am nächsten Tag weiter in einem wunderschönen Land der Gegensätze!

Huacachina
Schon mal was von Sandboarden gehört? Volcanoboarding und natürlich Snowboarding kennen wir ja schon. In Huacachina kann man mit dem Brett auch in den Sand Kurven malen. Ansonsten ist die Wüstenoase auch ein toller Ort zum Entspannen. Und zum unseren FC Basel im UEFA-Cup zu verfolgen.

Einen Sessellift gibt es leider nicht
Der Aufstieg ist lange, der Ausblick fantastisch, die Abfahrt leider ein kurzer Spass




Valle del Colca
Das Colca Tal ist eine der beliebtesten Ziele in Peru. Es ist berühmt für die Terassen, welche bereits die Pre-Inka-Völker angelegt haben um reichhaltiges Land zu gewinnen, für Besichtigung von Andenkondoren und der extremen Tiefe des Canyons (4,160 m tief).
In der nahen Stadt Arequipa lässt die schnell ansteigende Zahl von Touristen Touranbieter wie Unkraut aus dem Boden spriessen. Für einmal entschlossen wir nicht die günstigste Tour zu buchen, sondern setzten auf einen erfahrenen Touranbieter mit guten Bewertungen. Um unser Gewissen zu beruhigen nahmen wir uns dafür vor, die über unserem Budget liegenden Kosten im günstigeren Bolivien wieder einzusparen;)

Um 7 Uhr morgens holte uns der Van beim Hostel in Arequipa ab. (Abholservice? Wir hatten echt die First Class Variante gewählt). Mit dabei waren ein typisch amerikanisches Paar, ein lustiges spanisches Paar, ein Wanderbanause aus Holland, eine schwangere Sängerin aus Quebec, Kanada und der heimische Guide Roosevelt.
Kannst du erraten, wer wer ist?
Der Weg zum Colcatal führte zuerst hinauf auf über 5'000 m.ü.M. Beeindruckenderweise leben in dieser kahlen Landschaften immernoch verstreut Familien in einfachen Steinhütten und züchten und leben von Lamas, Alpacas und Vicugnas.

drei Schweizer versuchen das Rätsel um diese Steine zu lösen
Hier fühlen sich die Lamas ganz zu hause


viel waechst auf 5'000 meter nicht
eine Peruanerin füttert ihr Alpaca-Baby-Haustier
Nach der anschliessenden Abfahrt erreichten wir den Anfang des Canyons, der aus zwei Teilen besteht: das breite Colca Tal und der tiefe Colca Canyon.
landwirtschaftlich genutzte Terassen im Colca Tal
Andenkondor, Quelle Internet;)

Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die eigens für unseren Touranbieter errichtete Unterkunft, die genau zwischen Colca Tal und Canyon liegt. Das zugleich luxuriöse und rustikale Hotel wurde unter Anleitung von herbeigezogenen Architekten von der einheimischen Bevölkerung erbaut. Ein Ort an dem man nie mehr weggehen möchte.

mit Bettflaschen, weichen Decken und Cocatee vor dem Kaminfeuer
Unser Führer Roosevelt entschied aber dagegen. Wir fuhren weiter auf die Seite des Canyons. In Cabanaconda war 2 Stunden später Endstation für unseren Van. Von hier aus gings zu Fuss in 3 Stunden auf steilem Weg zum Fusse des Canyons.


Versammlung in Cabanaconde
Lastesel in den Strassen von Cabanaconde




Nach 3 Stunden erblickten wir unser Ziel: die Oase am Boden des Canyons.




Wer hinabsteigt muss bekanntlich wieder hinaufsteigen. Das war dann auch DAS Thema unserer Gruppe am Abend. Die ganzen Höhenmeter wieder nach oben zu steigen war für unsere amerikanischen Kameraden eine unvorstellbare Sache und mieteten deshalb kurzerhand ein Maultier-Taxi. Wir nahmen die Herausforderung natürlich gerne an und sprinteten fast schon den steilen Pfad hoch. Respekt an die Tiere, die unser Gepäck nach oben schleppten! Dann traten wir den Rückweg nach Arequipa an. Als Belohnung machten wir noch bei heissen Quellen einen Halt.


Machu Picchu
1911 hat sich ein gewisser Hiram Bingham im wahrsten Sinne des Wortes zu ein paar überwachsenen Ruinen auf einem Hügel in Peru verirrt. Eigentlich war der gute Mann nämlich auf der Suche nach Vilcabamba, einer ganz anderen Inka-Stätte. Als er dazumals von einem kleinen Jungen den Weg zu Machu Picchu gezeigt bekam, war er interessanterweise immernoch im Glauben Vilcabamba gefunden zu haben.

Heute strömen tagtäglich tausende Leute auf den Berg, um das obligatorische standard 'Ich-war-auf-dem-Machu-Picchu' Foto zu schiessen, welches mit Garantie sogar deine 90-jährige Grossmutter vom Hocker haut (siehe unten). Witzigerweise ist die weltbekannte Stätte trotz allem noch heute relativ schwer zugänglich - jedenfalls wenn man das Ganze wie wir etwas budgetbewusst machen will. Falls du dir jetzt denkst 'so ein Machu Picchu Foto brauche ich unbedingt auch noch in meiner Fotosammlung', zeigen wir dir jetzt, wie du mit minimal Geld und maximal Abenteuer zum Machu Picchu kommst. Ein paar Do's and Dont's sowie Erlebnisse vom alternativsten aller Alternativ-Trails zum Machu Picchu:

Dont's:
  • Lass deinen gefälschten Studentenausweis im Hostel. Als Student mit glültiger ISC Card erhältst du sagenhafte 50% auf den astronomischen Eintrittspreis von 43 Dollar. Selbst wenn du dir bombensicher bist, dass du die beste Fälschung des Jahrhunderts in der Tasche trägst, selbst wenn du das Ding vom Mekka der Ausweisfälschungen aus der Khaosan Road in Bangkok hast, selbst wenn die silbernen Sternchenn auf deinem Ausweis so schön im Licht reflektieren, tu es nicht! Die Leute an der Kasse scheinen vom CIA eine Spezialschulung zur Ausweisfälschung besucht zu haben und sind wahre Spezialisten. Simons Ausweis war sofort weg und nur mit Not und Mühe konnten wir einen Besuch auf dem Polizeiposten abwenden.
  • Hot Springs. Aquas Calientes ist sowas wie das Zermatt von Peru und der Ausgangspunkt zum Machu Picchu. Wie der Name schon verlockend darauf hinweist, gibt es dort heisse Quellen zum Baden. Nur blöd, dass genau eines der sechs Bäder heiss ist. Dazu kommt, dass man in einer seltsam urinfarbenen Flüssigkeit schwimmt, die auch genau so riecht wie sie aussieht!
  • Der Zug nach Machu Picchu. Ein Paradebeispiel einer Touristenabzocke. Ein Ticket Hin -und Zurück kostet unglaubliche 164 Dollar. Wer im Geld schwimmt, kann es sich im 900 Dollar Luxuszug gemütlich machen. Lohnt sich, denn immerhin sind die Tische dort 30 cm breiter als normal. Die Locals übrigens, haben einen Spezialzug für den sie umgerechnet Fr. 6.- bezahlen.
  • Massage beim Plaza San Francisco in Cusco. Die meisten Traveller verbringen vor und nach Machu Picchu einige Tage in der schmucken Stadt Cusco. Auch wenn dein Körper nach vier Tagen Inka Trail nur so nach einer Massage fleht und die Preise äusserst verlockend sind, such dir lieber irgendein Opfer in deinem Hostel, der dir für ein paar Bier ein wenig auf deinen Oberschenkeln rumdrückt. Auch wenn dein Massagepartner noch so amateurhaft ist, schlechter als die angeblichen Damen am Plaza Francisco mit ihren peruanischen Spezial-Massagen geht gar nicht.
Do's:
  • Wandern. Die Gegend rund um den Machu Picchu ist traumhaft schön und lädt nur so zum Wandern ein. Es gibt unendlich viele Wege zum Machu Picchu. Der populärste ist der viertägige Inka Trail (Funfact: Jedes Jahr findet auf dem 26 Meilen langen Inka Trail quasi ein Marathon statt. Der Rekord liegt bei 3 Stunden und 26 Minuten). Ob es spassig ist zusammen mit 500 anderen Travellern Richtung Machu Picchu zu pilgern, können wir nicht beurteilen, da wir für die Monate im vorher nötige Buchung einfach zu spontan unterwegs sind. Wegen Simons straffem Dreiwochen-Plan fiel auch die Buchung eines mehrtägiger Alternativtrails ins Wasser. Die einzige verbleibende Möglichkeit war somit Machu Picchu auf eigene Faust!
  • Der alternativste aller Alternativtrails. Machu Picchu mit kleinem Budget und auf eigene Faust - eigentlich ein Ding der Unmöglichekit. Wir habens trotzdem einfach mal gewagt. So wirds gemacht:
Los gehts um 7 Uhr vom Busterminal in Cusco in sieben Stunden über eine Strasse, die laut Reiseführer in der Regenzeit reinster 'Selbstmord' sein soll. Mit diesen Kurven kann keine Passstrasse in der Schweiz mithalten. Selbst eine doppelte Dosis an Übelkeitstabletten helfen bei Manu nichts. Als ob das nicht genug wäre, blieb unser Bus kurz vor unserem Zwischenziel Santa Marta mit dem Vorderrad stecken.


Der Beginn eines Schauspiels. Etliche Schaulustige versammelten sich um den Bus und jeder meinte, die Masterlösung bereit zu haben und den Bus eigenhändig da rausholen zu können. Der erste Versuch bestand darin, dass einer mit einer Schaufel das Rad 'rausbuddeln' wollte. Der zweite Versuch startete einer mit Auto und Abschleppseil, welches aber sogleich riss.

Die Helden von Santa Marta. Fabian und ein paar Locals!
Erst 30 Minuten später kam dann einer auf die Idee, alle Passagiere auszuladen und den Rückwärtsgang einzulegen. Erstmal von der misslichen Lage befreit, raste der Chauffeur Richtung Santa Marta. Es fühlt sich an, als ob der Bus in den Kurven nur noch auf zwei Rädern fahren würde.


Doch den wahren Michael Schuhmacher vom Machu Picchu lernen wir erst auf unseren nächsten Fahrt kennen. Von Santa Marta gehts mit dem Taxi zu sechst (!) in Rekordgeschwindigkeit auf unbefestigter Strasse und mitten durch Flüsse nach Santa Teresa. Die Strasse versprüht ein wenig das Feeling der bekannten Death Road. Kreuzen fast unmöglich und links gehts direkt runter in die Schlucht.

Bombenstimung trotz miesem Wetter
Von einem Kraftwerk aus folgen wir dann in strömendem Regen einer lokalen Zugschiene bis nach Aquas Caliente.



Bei dem Schneckentempo des Zugs kann man nur auf blöde Ideen kommen:-)

Erst oben wurde uns klar, dass wir tags darauf rund um den Machu Picchu gelaufen sind.
  • Früh aufstehen. Von Aquas Calientes das letzte Stück bis zum Machu Picchu zu laufen lohnt sich. Einerseits ist der steile Weg ein super morgendliches Workout und andererseits kannst du oben die Ruhe vor dem grossen Touristenansturm geniessen. Wieder 14 Dollar gespart.



  • Picknick mit Aussicht. Obwohl offiziell verboten, packe ein paar Snacks ein, lege dich aufs Gras einer der Terassen und geniesse das wohl spektakulärste Znüni deines Lebens.
  • Entdecke kleine Dörfchen mit komischen Namen im heiligen Tal wie zum Beispiel Ollantaytambo












1 Kommentar:

  1. Mogliiiiii!!
    Soy Judit, te acuerdas de nosotros, de la excursión del Colca? He conseguido encontrar vuestro blog, está muy chulo, y las fotos son geniales!

    Espero que todo siga bien en vuestra aventura, no sé dónde estaréis ahora, en Brasil, tal vez? Nos dais mucha envidia, malditos bollos suizos!!

    Si alguna vez pasas por Valladolid, tienes una casa cerca donde quedarte y recuerda, ¡¡donde tengas la olla, no metas la polla!! Saluda a Manu de nuestra parte.

    un beso!!

    Judit y Tomás

    AntwortenLöschen